Prozess gegen strengreligiösen Juden wegen Mordes bei Gay-Parade
Jerusalem (APA/dpa) - Ein ultra-orthodoxer Jude hat im letzten Sommer auf einer Gay-Parade in Jerusalem eine 16-Jährige erstochen - jetzt ha...
Jerusalem (APA/dpa) - Ein ultra-orthodoxer Jude hat im letzten Sommer auf einer Gay-Parade in Jerusalem eine 16-Jährige erstochen - jetzt hat in Jerusalem der Mordprozess gegen ihn begonnen. Der Fanatiker hatte sechs weitere Menschen auf der Veranstaltung für Schwule und Lesben mit einem Messer verletzt, bevor er von der Polizei überwältigt wurde.
Als Erklärung für die Tat sagte er, die Parade sei eine „Provokation Gottes“. Der erste Zeuge der Anklage beschrieb am Sonntag das Blutbad vom 30. Juli vergangenen Jahres. Wenn der Täter kein strengreligiöser Jude gewesen wäre, hätte die Polizei ihn sofort erschossen, meinte der Zeuge nach Angabe der „Jerusalem Post“. Wenige Wochen später sei „jede Person erschossen worden, die ein Messer zückt, auch wenn sie keine Bedrohung mehr für Zivilisten darstellt“, sagte er mit Blick auf Messerangriffe von Palästinensern auf Israelis.
Der Anwalt des Angeklagten argumentierte, sein Mandant habe nicht vorgehabt, Menschen zu töten, sondern sie lediglich zu verletzen. Die Anklage wies dies zurück und kündigte Zeugenaussagen an, die beweisen könnten, dass der Täter in Mordabsicht gehandelt habe.
Nach dem tödlichen Anschlag waren der Polizei schwere Versäumnisse vorgeworfen worden, weil sie den Täter nicht engmaschig überwacht hatte. Er war erst drei Wochen vor der Bluttat aus dem Gefängnis entlassen worden. Dort hatte er nach einer Messerattacke auf Teilnehmer einer ähnlichen Parade 2005 zehn Jahre Haft verbüßt. Laut der Anklageschrift hatte er den Mord geplant und dafür ein 15 Zentimeter langes Küchenmesser gekauft.