Jordanien will Überwachung des Tempelbergs verstärken
Amman (APA/AFP) - Um Provokationen und Zusammenstöße auf dem Juden und Muslimen heiligen Tempelberg in Jerusalem zu unterbinden, sollen in d...
Amman (APA/AFP) - Um Provokationen und Zusammenstöße auf dem Juden und Muslimen heiligen Tempelberg in Jerusalem zu unterbinden, sollen in den kommenden Tagen 55 Überwachungskameras angebracht werden. Die jordanische Fromme Stiftung (Wakf), die als Hüter des Hochplateaus fungiert, richte „ein Kontrollzentrum“ ein, teilte der Minister für Islamische Angelegenheiten, Hajel Daud, am Sonntag in Amman mit.
Dieses Zentrum solle rund um die Uhr arbeiten. Die Aufnahmen vom Tempelberg, der von den Muslimen als „das edle Heiligtum“ verehrt wird, würden online gestellt, „um alle israelischen Rechtsverletzungen und Aggressionen zu dokumentieren“, sagte der Minister. Keine Kameras sollen demnach in den Gebetsstätten selbst installiert werden, was zuletzt einer der strittigen Punkte war.
Schon im Oktober hatte US-Außenminister John Kerry in Amman angekündigt, die Konfliktparteien seien sich einig, mittels Videoüberwachung die Spannungen auf dem Hochplateau abzubauen. Zuvor hatte er Gespräche mit Israels Regierung, dem jordanischen Königshaus und der Palästinenserführung geführt und die Maßnahme vermittelt. Wegen Uneinigkeit über die praktischen Modalitäten der Überwachung wurde die Vereinbarung bisher aber nicht umgesetzt.
Die israelische Regierung wollte am Sonntag die Ankündigung aus Amman nicht kommentieren. Auf dem teilweise künstlich aufgeschütteten Hügel in der Jerusalemer Altstadt stand bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 der Zweite Jüdische Tempel; vor 1.300 Jahren wurden dort der islamische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee errichtet.
Der Vorschlag zur 24-stündigen Videoüberwachung des Geländes kam zuerst von Jordaniens König Abdullah II., dem die Fromme Stiftung für die muslimischen Stätten in Jerusalem unterstellt ist. Die Kameras sollen als Abschreckung dienen, um auf dem umstrittenen Plateau Provokationen sowohl von radikalen Palästinensern als auch von national-religiösen Juden zu unterbinden, die das für Nicht-Muslime geltende Gebetsverbot missachten.
Der Konflikt um den Tempelberg ist einer von mehreren Auslösern der seit Oktober anhaltenden Gewaltwelle in Israel und den Palästinensergebieten. Dabei starben seitdem auf beiden Seiten insgesamt 230 Menschen.