Türkei sieht Terrororganisation IS hinter Istanbul-Anschlag
Istanbul (APA/Reuters/dpa/AFP) - Die Türkei macht die Extremistenorganisation „Islamischer Staat“ (IS) für den Selbstmordanschlag von Istanb...
Istanbul (APA/Reuters/dpa/AFP) - Die Türkei macht die Extremistenorganisation „Islamischer Staat“ (IS) für den Selbstmordanschlag von Istanbul verantwortlich. Innenminister Efkan Ala erklärte am Sonntag, bei dem Attentäter handle es sich um einen 1992 geborenen Mann aus dem Süden des Landes, der Mitglied des IS gewesen sei.
Die Regierung in Ankara hatte zuvor auch die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK als möglichen Urheber genannt. Nach dem Anschlag, bei dem der Attentäter vier Menschen mit in den Tod riss, verbot die Regierung in mehreren Städten die geplanten Feiern zum kurdischen Neujahrsfest Newroz. Zudem wurden die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land erhöht.
Nach Angaben der Regierung in Jerusalem kamen bei dem Anschlag in der Einkaufsstraße Istiklal drei Israelis ums Leben. Zwei von ihnen hatten demnach zudem die US-Staatsbürgerschaft. Den türkischen Behörden zufolge war das vierte Todesopfer ein Iraner. Unter den 36 Verletzten waren ebenfalls zahlreiche Ausländer. Österreicher sind nach Angaben des Außenministeriums keine darunter.
Der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), der mit seiner Frau den Urlaub in Istanbul verbringt, entging nach eigenen Angaben nur knapp dem Anschlag. Sie wären zum Zeitpunkt des Anschlags in der Einkaufsstraße gewesen, wenn sie auf dem Weg dorthin nicht eine Kaffeepause eingelegt hätten, sagte Schaden der APA.
Der Selbstmordattentäter soll nach Darstellung eines Regierungsmitarbeiters ursprünglich ein anderes Ziel gehabt haben. Demnach wollte er den Sprengsatz an einem belebteren Ort zur Explosion bringen, wurde aber von der Polizei abgeschreckt und zündete dann in Panik die Bombe.
Im Zusammenhang mit dem Anschlag seien zunächst fünf Menschen festgenommen worden, erklärte Ala. Er kündigte Ausgangssperren in sieben Provinzen an. Angesichts des Attentats würden auch alle Sicherheitsmaßnahmen auf den Prüfstand gestellt, sagte der Minister weiter. Türkische Internet-Nutzer berichteten von Schwierigkeiten, Facebook und Twitter aufzurufen. Die Behörden haben nach früheren Anschlägen bereits den Zugang zu Internet-Netzwerken blockiert, weil dort Bilder der Angriffe veröffentlicht wurden.
Der Anschlag in Istanbul ist der vierte seiner Art in der Türkei seit Jahresbeginn. Vor einer Woche waren bei einem Selbstmordattentat in Ankara 37 Menschen getötet worden. Im Februar starben ebenfalls in der Hauptstadt bei einem ähnlichen Anschlag 29 Menschen. Kurdische Extremisten haben sich zu beiden Angriffen bekannt. Im Jänner hatte ein Selbstmordattentäter zehn Menschen im historischen Zentrum Istanbuls getötet, die meisten von ihnen Deutsche. In diesem Fall machte die türkische Regierung den IS für den Anschlag verantwortlich.
Die Türkei sieht sich gegenwärtig mit mehreren Bedrohungen konfrontiert. Als Teil einer US-geführten Allianz kämpft sie in den Nachbarstaaten Syrien und Irak gegen den IS. Zudem sind im Süden des Landes die schwersten Kämpfe gegen die PKK seit den 1990er Jahren wieder aufgeflammt.