Autos: Immer höher, breiter, länger
Autos sind in den letzten Jahren nicht nur sicherer, sondern auch immer größer geworden. Breite, Höhe und Länge führen in Parkhäusern, auf Parkplätzen und in engen Autobahnbaustellen zu Problemen.
Von Philipp Schwartze
Innsbruck –Menschen, die sich aus dem Spalt der minimal geöffneten Autotür zwängen, und Autos, die über die weißen Begrenzungslinien hinausragen: Szenen wie diese sind in Parkhäusern keine Seltenheit. Vergleicht man Automodelle von früher mit ihren heutigen Versionen, fällt auf: Viele Fahrzeuge sind gewachsen. Höhere und längere Pkw sorgen für Schwierigkeiten bei der Parkplatzsuche und dem Einparken. Auch die größere Breite neuerer Autos überrascht viele Fahrzeugbesitzer. „Dieser Trend geht auf die heutigen Sicherheitsanforderungen zurück. So schmal wie in den 70er-Jahren werden Autos nicht mehr werden, da sie ausreichend Schutz bei einem Unfall von der Seite bieten müssen“, erklärt Steffan Kerbl vom ÖAMTC. Inzwischen sind ein Großteil der Fahrzeuge ungefähr 2 Meter breit – und haben damit, geht es nach Kerbl, ihre größte Breite erreicht. Doch das Problem bleibt: Viele Parkhäuser wurden mit einer Parkplatzbreite von 2,30 Metern gebaut. „Parkplätze in neu gebauten Parkhäusern weisen eine Breite von 2,50 Metern auf“, betont Hubert Kohler von der BOE, die allein in Innsbruck 13 Parkgaragen betreibt. Eigene Plätze für größere Autos hält er für denkbar, sieht aber derzeit keinen Handlungsbedarf: „Die meisten Zweitautos sind Kleinwagen.“
Verschiedene Parkplatzgrößen anzubieten, sei zwar generell möglich, der ÖAMTC bevorzugt aber, die Parkplätze anzugleichen und eine einheitliche Größe zu erzeugen. „Eigene Parkplätze für SUVs könnten zu sozialen Problemen führen“, glaubt Kerbl, dass auch Fahrer von Kleinwagen in diesen speziellen Bereichen parken würden. Einen guten Kompromiss zwischen Anzahl von Parkplätzen und Parkplatzgröße hält Kerbl für den besten Weg. Lieber drei breitere Parkplätze als vier, die für die Großzahl der Autos unzureichend breit ist, lautet die Devise. In Schwaz wurde genau das umgesetzt. Die Stadtgalerien Schwaz werben mit breiteren Parkplätzen: „Alle Parkplätze in unserer Komforttiefgarage sind 2,65 Meter breit“, erklärt Kathrin Wurm vom Marketing der Stadtgalerien Schwaz.
Nicht nur in öffentlichen Garagen, auch auf privaten Stellplätzen am eigenen Haus kommt es immer wieder zu unangenehmen Überraschungen: „Ich empfehle, bei einer Probefahrt zu schauen, ob das neue Auto auch in die eigene Garage passt“, hat Kerbl schon einige Beschwerden vernommen.
Beim eigenen Hausbau sollte man daher – wo immer es möglich ist – auch einen Stellplatz für ein größeres Auto einplanen: „Das gebietet die Vernunft. Der Installateur, der gerufen wird, soll schließlich auch irgendwo parken und noch sein Werkzeug ausräumen können“, spricht der ÖAMTC-Techniker nicht von Luxus, sondern von Praktikabilität. „Ein Parkplatz ist nur dann etwas wert, wenn man auch aussteigen kann. Nur hineinpassen reicht nicht“, sagt Kerbl und verweist zugleich auf die bei Wohnanlagen häufig knapp bemessenen Parkplätze. Auch darauf gilt es also bei der Wohnungssuche zu achten.
Ein weiteres Problem ortet der ÖAMTC bei verengten Fahrspuren im Baustellenbereich. Einige Autofahrer würden zwar die eingetragene Breite ihres Fahrzeuges aus dem Fahrzeugschein kennen – beim Überholen in einer Baustelle zählt aber nicht die Karosseriebreite, sondern die Distanz zwischen den beiden Seitenspiegelenden. „Wer es genau wissen will, kann mit einem Maßband vom einen Seitenspiegel durch das Auto bis zum anderen Außenspiegel messen“, zeigt Steffan Kerbl eine Möglichkeit, ganz sicherzugehen. So ließen sich Fälle vermeiden, in denen Fahrer versuchen, trotz ihres zu breiten Fahrzeuges zu überholen.
Die Asfinag verzeichnet jedoch nicht mehr Kollisionen oder Streifunfälle im Baustellenbereich. „Die Fahrer breiterer Autos bleiben in diesen Fällen auf dem rechten Fahrstreifen und überholen nicht“, lobt der Geschäftsführer der Asfinag, Klaus Fink, die Autofahrer. Diese würden durch den optischen Eindruck der Enge, besonders mit Lkw auf der rechten Fahrspur und einer Fahrbahntrennung auf der linken Seite, gehemmt zu überholen. „Der rechte Fahrstreifen im Baustellenbereich ist stärker frequentiert“, berichtet Fink. Dies führt zu Staus: „Im Baustellenbereich kommt es augenscheinlich zu Leistungseinbußen“, sind Fink die Auswirkungen bewusst.
Die Maße des eigenen Autos zu kennen, scheint der effektivste Weg zu sein, um Schäden und Unfälle in Parkhäusern und auf engen Fahrspuren zu vermeiden.
Autobreiten
Der VW Golf gilt als typischer Vertreter der Kompaktklasse. Vom ersten Golf-Modell aus dem Jahr 1974 (Breite: 1630 mm) bis zum heutigen Modell (1799 mm) verbreiterte sich das Auto um knapp 17 Zentimeter. Über die Spiegel gemessen bringt das neueste Golf-Modell stattliche 2,05 Meter zusammen. In engen Baustellen soll der linke Fahrstreifen nur von maximal 2 Meter breiten Autos benutzt werden.
Weniger Probleme mit einer engen Fahrspur dürfte ein Mini haben. Aber mit einer beachtlichen Verbreiterung von 27 Zentimetern (1410 mm zu 1680 mm) nach 41 Jahren ist auch hier der Trend zu breiteren Autos erkennbar.
Die Liste der Automodelle, die über die Außenspiegel gemessen mehr als 2 Meter breit sind, ist lang und zieht sich durch alle Modellklassen: Vom Opel Astra und Ford Focus (untere Mittelklasse), über die Mercedes C-Klasse (Mittelklasse), dem Opel-Zafira (Kompakt-Van) bis zu den Sport Utility Vehicles (SUV) wie etwa dem VW Touareg oder Volvo XC90.