Kosakenkapelle Lienz: Ein Denkmal ist vollendet
Ikonen aus aller Welt und ein goldener Luster zieren nun das Kirchlein. Der aus Russland angereiste Kosakenvertreter Vladimir Melichow wurde geehrt.
Von Claudia Funder
Lienz –Am 1. Juni 2015 wurde das Holzkirchlein, das als Mahnmal 70 Jahre nach der Tragödie an der Drau errichtet worden war, eingeweiht. Maßgeblich mitorganisiert worden war der Bau vom prominenten Stellvertreter des Donkosaken-Ataman im Ausland, Vladimir Melichow. Er hatte Spenden der Kosaken aus aller Welt koordiniert.
Hunderte Gäste waren bei der Einweihung anwesend gewesen, nicht jedoch der vermögende Kosakenvertreter, Besitzer einer Zementfabrik. Melichow war damals an der Ausreise aus Russland gehindert worden. Gespräche in Lienz mit Kosaken aus nah und fern sollten mit seiner temporären Festsetzung durch die Polizei unterbunden werden – die TT berichtete.
„Der Reisepass wurde mir abgenommen und mit einer herausgeschnittenen Seite retourniert. Ich hatte lange Zeit kein gültiges Reisedokument“, erzählte Melichow gestern im Gespräch mit der TT. Verspätet konnte er sich nun, leger in Jeans und Sweatshirt gekleidet, endlich ein Bild vom hübschen Bau machen. Mit im Gepäck hatte er auch jenen goldenen Luster russischen Stils, den er bereits für die Einweihung fix zugesagt hatte. Und Melichow ließ es sich nicht nehmen, die Einzelteile des schmucken Beleuchtungskörpers am Sonntag in Osttirol eigenhändig zusammenzubauen. Gestern war es dann spannend: Der Luster, auch „Panikodilo“ genannt, wurde im hohen Inneren der Kosakenkapelle nach oben gezogen und installiert.
Was zur Vollendung des Raumes bisher ebenso noch fehlte, war das richtige Hängen der Ikonen. Dies erfolgt in Kosakenkapellen nämlich nach einer ganz bestimmten Ordnung. Auch hier legte Vladimir Melichow selbst kräftig Hand an, kletterte auf die Leiter und schlug Nägel in die Holzwände, bis die Bildnisse aus aller Welt ihren adäquaten Platz hatten. Eine großformatige, farbenprächtige Ikone hatte der Russe aus Rostow mitgebracht.
Hermann Hotter, Geschäftsführer des Schwarzen Kreuzes Tirol, fand lobende Worte für den Einsatz Melichows: „Wir haben an Sie geglaubt. Durch Sie konnte dieses Kleinod entstehen. Und wir waren erschüttert, dass Sie bei der Einweihung nicht dabei sein konnten.“
Feierlich überreichte Hotter dem bekannten Kosakenvertreter eine Weltkrieg-Gedenkmedaille, die in limitierter Auflage erschienen war, und betonte: „Es gibt kaum einen würdigeren Träger als Sie.“
Ebenfalls geehrt wurde gestern der Militärpfarrer Richard Rotter aus Landeck für seine großen Verdienste.
Die Überraschung war perfekt, als auch Melichow Erinnerungsmedaillen aus der Tasche zog und verlieh – an Hermann Hotter, den Historiker Harald Stadler und die gute Seele von Friedhof und Kirchlein, Erika Pätzold, „Leute, die große Arbeit für die Kapelle geleistet haben“, stellte Melichow klar. Hotter und Pätzold erhielten aus seiner Hand zudem das Donkosaken-Abzeichen überreicht.