Uhrmacher kämpft gegen neuen städtischen Wohnturm
Die IIG will in Pradl 42 neue Wohnungen errichten. Dafür muss der Altbestand weichen. Mit zwei Mietparteien steht eine Einigung aber aus.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck –Es ist ein exponierter Zwickel am östlichen Ende der Friedensbrücke in Innsbruck. Direkt an der Kreuzung Amraser Straße/Hunoldstraße will die Innsbrucker Immobilien Gesellschaft (IIG) einen zehnstöckigen Wohnturm aus dem Boden stampfen. 42 Wohnungen, davon 20 betreute Zweizimmerwohnungen und 22 „familiengerechte Wohnungen der 2-, 3- und 4-Zimmerkategorie mit entsprechenden Balkonen oder Loggien“, wie es in einer Aussendung der Stadt gestern so schön hieß. Während im Erdgeschoß auch Geschäftsräume Platz finden sollen, soll die 10. Etage zum Teil als Dachterrasse dienen. Eine Tiefgarage soll 19 Stellplätze schlucken. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 5,7 Mio. €, Hochwasserschutz inklusive. Fließt doch unmittelbar dahinter die Sill vorbei. Und auch das Siegerprojekt (Büro Scharmer-Wurnig) wurde bereits im Rahmen eines Architekturwettbewerbs gekürt. So lobten dann gestern auch BM Christine Oppitz-Plörer, Vize-BM Christoph Kaufmann (beide FI) sowie die Stadträte Gerhard Fritz (Grüne) und Andreas Wanker (ÖVP) den städtischen Wohnturm – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – in den allerhöchsten Tönen.
Doch die Geschichte hat auch eine andere Seite. Und die hat einen Namen: Mario Loidold. Der Uhrmacher betreibt dort seit nunmehr 33 Jahren ein alteingesessenes Uhrenfachgeschäft. Bereits vor drei Jahren, die TT berichtete, stemmte er sich gegen die Neubaupläne. Denn für den Wohnturm muss der – in städtischem Besitz befindliche – Altbestand weg. Loidold will aber nicht weg. Nicht, weil er über einen unbefristeten Mietvertrag verfügt, sondern weil der Standort für den Fortbestand seines Geschäftes sehr wichtig sei, wie er damals sagte. Mit den gestern öffentlich gemachten Plänen der IIG konfrontiert, sagt Loidold, dass „es unseriös ist, ein Projekt vorzustellen, wenn es noch keine Einigung gibt“. Denn er werde einer Absiedlung nicht zustimmen: „Dann sollen sie mich halt klagen.“ In den vergangenen drei Jahren sei er „nur gemobbt worden, damit ich rausgehe“. 2000 Unterschriften will er schon gegen den Abriss des Hauses und seinen Auszug gesammelt haben.
Doch ebenso die vorgelagerte „Eisgrotte“ müsste abgerissen werden, bestätigt IIG-Chef Franz Danler. Auch hier stünde eine Einigung noch aus. Abgesiedelt worden seien indes alle anderen sieben Mietparteien. „Wir sind immer zu Gesprächen bereit“, sagt Danler. Das Ziel sei, auch weiter ein Einvernehmen herzustellen. Dennoch, so bestätigt der IIG-Chef, habe man zwischenzeitlich im Magistrat um einen „Interessenbescheid“ angesucht. Dieser solle dem Wohnturm ein „öffentliches Interesse“ bescheinigen. Dies sei für ein allfälliges Gerichtsverfahren notwendig.
Eisgrotten-Geschäftsführer Rudolf Loferer verweist auf bestehende Verträge: „Bis dato gibt es keine Einigung – ich bin aber mit der Stadt in Verhandlung.“
Mehr als offen ist deshalb der Baustart für das Projekt. Danler rechnet frühestens im Herbst 2017 damit.