Osttiroler bleiben länger im Spital
Laut Gesundheitsministerium liegt die Verweildauer nach bestimmten Operationen im Lienzer Krankenhaus fast immer über dem Bundesschnitt. Der ärztliche Leiter nennt die Gründe dafür.
Von Catharina Oblasser
Lienz –Betrachtet man die nackten Zahlen, so ist es eindeutig: Patientinnen und Patienten des Bezirkskrankenhauses Lienz bleiben nach Operationen länger im Spital als der Durchschnittsösterreicher. Das listet ein Vergleichsportal des Gesundheitsministeriums www.kliniksuche.at auf. Elf Gründe für einen Spitalsaufenthalt werden erhoben, in neun Fällen liegt man in Lienz ein oder sogar zwei Tage länger im Krankenhausbett, als es dem Durchschnitt entspricht. Das gilt auch für Frauen nach Entbindungen.
Hinter den nackten Zahlen stecken jedoch handfeste Gründe, wie der ärztliche Leiter des BKH, Andreas Mayr, beschreibt. Einer davon ist die geographische Situation. „Wir nehmen Patienten immer schon am Vortag der geplanten Operation auf. Das ist für sie angenehmer, als wenn sie um sieben Uhr Früh anreisen müssen.“ So erklärt sich etwa, dass bei einer Mandelentfernung die Verweildauer vier Tage beträgt statt drei, wie es im Durchschnitt ist. „Wir entlassen die Patienten am dritten postoperativen Tag, so wie es die HNO-Richtlinien empfehlen“, schildert Mayr.
Außerdem sei die nachgeordnete Pflege, also die medizinische Versorgung nach dem Spitalsaufenthalt, weniger ausgeprägt als zum Beispiel in einer Großstadt. Das sei gerade bei älteren Menschen ein Grund, sie länger im Krankenhaus zu behalten. Ein weiteres Spezifikum des einst so kinderreichen Osttirol: Jene Mütter, die viele Kinder geboren haben, sind jetzt in einem Alter, in dem das unangenehm spürbar werden kann. Deshalb sind Operationen zur Gebärmutterentfernung oft mit zusätzlichen ausgleichenden Eingriffen verbunden, und das treibt die Verweildauer auf acht Tage statt der durchschnittlichen sechs. Ein Vorteil für das Lienzer Krankenhaus ist das längere Bleiben der Patienten nicht. „Es kostet mehr, als es bringt“, sagt Mayr.
Nicht mehr aktuell ist übrigens der Prozentanteil an Kaiserschnitten. Im Klinikportal ist er mit 36,5 Prozent angegeben, der Bundesschnitt liegt bei 29,7 Prozent. „Diese Zahl stammt von 2014“, sagt Mayr. Im Jahr 2015 kamen hingegen nur 27,1 Prozent der Babys im BKH Lienz per Kaiserschnitt zur Welt.
Vergleichsportal
www.kliniksuche.at Diese Internetseite wurde vom Gesundheitsministerium eingerichtet und umfasst alle österreichischen Krankenhäuser. Infos gibt es zu zehn verschiedenen Operationen von der Gallenblasenentfernung bis zur Hüftprothese. Auch Geburten sind dokumentiert.
Kriterien. Verglichen werden die Verweildauer im Spital im Hinblick auf den österreichischen Durchschnittswert, ob es eine Tagesklinik gibt oder die Möglichkeit einer schonenden Knopfloch-Operationsmethode.