Hochschulstudien 2 - „Doktorat ist klar an den Unis zu sehen“

Wien (APA) - Eindeutig ist für Sonja Hammerschmid die Lage bei der Doktoratsausbildung: „Das Doktorat ist klar an den Universitäten zu sehen...

Wien (APA) - Eindeutig ist für Sonja Hammerschmid die Lage bei der Doktoratsausbildung: „Das Doktorat ist klar an den Universitäten zu sehen“, betonte die uniko-Präsidentin. „Man muss aber natürlich schauen, dass es vernünftige Kooperationsmöglichkeiten gibt, um den wenigen FH-Studenten, die ein Doktorat anstreben und eine solide wissenschaftliche Ausbildung haben, ein solches zu ermöglichen.“

In Bayern habe man etwa Anfang des Jahres ein Programm geschaffen, wo klare Spielregeln dafür definiert worden seien, so Hammerschmid. Für Philip Flacke scheitert diese Durchlässigkeit derzeit aber noch oft an den unterschiedlichen Zugängen von Unis und FH und einer beideseitigen Vorurteilshaltung. „Wenn man da nachbessert, kann das Doktorat wunderbar an den Universitäten bleiben - vor allem wenn wir über Kooperationen nachdenken, es gibt ja durchaus auch forschungsstarke FH.“

Hammerschmid will beim Doktorat auch den Prestigegedanken nach hinten rücken: „Man muss endlich wegkommen vom Denken: Ich mache mein Doktorat für mein Türschild. Das Doktorat ist dazu da, um den wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden. Das sind zehn bis 15 Prozent der Absolventen.“ Im Mittelpunkt müsse dabei das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten stehen. Daneben solle es aber auch begleitend eine strukturierte Ausbildung vor allem im Soft-Skill-Bereich geben. Die Unis würden auch eine Anstellung dieser jungen wissenschaftlichen Mitarbeiter anstreben.

Das begrüßte auch Flacke. Allerdings habe man zuletzt festgestellt, dass aufgrund knapper Budgetmittel zwar zunächst angestellt werde, dann aber für das Verfassen der wissenschaftlichen Arbeiten eine Bildungskarenz angestrebt werde. Hier müsse das Ministerium budgetmäßig nachbessern. „Wenn ich mitspielen will im Konzert der Großen - und Minister Mitterlehner hat ja zuletzt gesagt, dass dies intellektuell begriffen wurde -, dann will ich intellektuell auch Taten sehen.“

Das Thema Fächerabgleich zwischen Hochschulen sehen sowohl Hammerschmid als auch Flacke größtenteils unaufgeregt.“Es gibt ja schon viele Beispiele, wo das stattgefunden hat“, so Hammerschmid. Das sehe man etwa bei den Natur- und Geowissenschaften an der Universität Graz bzw. Technischen Universität Graz. „Dort schafft man schon gemeinsame Angebote, indem man Curricula zusammenlegt, erweitert und erneuert.“ Natürlich müssten sich Studierende und Lehrende von einem Ort zum anderen bewegen, das könne man aber lösen. „Ich scheue mich aber nicht davor zu sagen: Vielleicht muss man irgendwo einmal was einstellen.“ Weitere Beispiele für Kooperationen seien das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität, der Medizin-Universität und der Universität Wien oder die Max Perutz Laboratories der beiden letztgenannten Universitäten.

„Was halt nicht dabei rauskommen darf, sind solche Konstrukte wie das Lehramtsstudium neu“, schränkte Flacke ein. „Diese Clusterlösung ist eine Katastrophe, weil einfach viel zu groß. Aber wenn Fächer etwa bei standortnahen Unis zusammenarbeiten, ist das nichts Ungewöhnliches.“ Es gebe genug Beispiele von bestehenden einzelnen Unis, die ihre Institute innerhalb der Stadt verteilt hätten. „In Deutschland sind Studierende zum Teil die ganze Zeit am Hin- und Herfahren zwischen Institutsgebäuden. Man muss halt die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Wir fordern ja nicht umsonst ein österreichweites Studierendenticket.“ Gleichzeitig müsse man schauen, wo eine Zusammenarbeit Sinn macht: „Bei Unis in Salzburg und Wien ist es trotz gut ausgebauter Westbahnstrecke wohl klar übertrieben.“

(Das Gespräch führte Andreas Kuthan/APA)