Flüchtlinge - Aufregung um Brenner-Grenzzaun in italienischen Medien
Brenner/Innsbruck (APA) - Eine Meldung der italienischen Nachrichtenagentur ANSA über den Baubeginn eines 250 Meter langen Grenzzauns am Bre...
Brenner/Innsbruck (APA) - Eine Meldung der italienischen Nachrichtenagentur ANSA über den Baubeginn eines 250 Meter langen Grenzzauns am Brenner hat bei italienischen Medien am Dienstag für Aufregung gesorgt. Zwar hatte der Tiroler Polizeidirektor Helmut Tomac, auf den sich die ANSA beruft, die Aussagen vehement dementiert, dennoch herrschte im südlichen Nachbarland Sorge über eine Schließung des Brenners.
Laut ANSA sagte Tomac am Montag, dass Österreich mit dem Bau einer 250 Meter langen Kontrollstruktur sowohl an der Autobahn als auch an der Bundesstraße inklusive eines Registrierzentrums beginnen wolle. Die Tiroler Polizei stellte daraufhin jedoch klar, dass derzeit nur an dem Ausbau eines Flugdaches gearbeitet werde.
Nichtsdestotrotz titelte die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“ „Ein Grenzzaun zwischen Österreich und Italien“ und widmete dem Thema zwei volle Seiten. Das Blatt kritisierte die österreichische Regierung, indem sie dieser vorwarf, Italien gleich wie Griechenland behandeln zu wollen. So würde „gleichermaßen ein Flüchtlingscamp unter freiem Himmel“ entstehen. In Europa sei nun „jeder für sich“ und es entstünden „Mauern für alle“. Zudem sei es nicht nur eine „Mauer“ zwischen Italien und Österreich, sondern die Spaltung der „kleinen Welt Tirol“. In einem Hintergrundbericht ging die italienische Zeitung zudem ausführlichst auf die Südtirol-Problematik ein. „Diese Entscheidung würde wieder alte Wunden aufreißen.“
Der für Flüchtlingsfragen zuständige Staatssekretär des italienischen Innenministeriums Domenico Manzoni erklärte in einem Interview mit der „Corriere della Sera“, dass die „begonnen Bauarbeiten“ wahrscheinlich mit dem „wichtigen Wahltermin“ zusammenhängen, der in Österreich bald anstünde. Man versuche auf sichtbare Art und Weise die Kontrolle über den Flüchtlingsstrom zu demonstrieren. Manzoni meinte zudem, er glaube nicht, dass tatsächlich mit dem Bau eines Grenzzauns begonnen wurde. Erst am Freitag sei nämlich ein „Pakt“ mit Österreich geschlossen worden, welcher eine Schließung des Brenners nicht erlaube. Dieses Abkommen könne nicht einfach so „übergangen“ werden. Falls doch werde es „Konsequenzen“ geben, meinte der Staatssekretär.
Auch die Tageszeitung „La Repubblica“ reagierte auf das von der ANSA veröffentlichte Zitat von Tomac und holte Meinungen zu den beginnenden Bauarbeiten von verschiedenen italienischen Politikern ein. Die „Initiative“ vonseiten Österreichs würde die „politische Mehrheit mit der Opposition“ in Italien vereinen. Beide Teile seien „kritisch und besorgt“. Nur der Vorsitzende der ausländerfeindlichen Oppositionspartei Lega Nord, Matteo Salvini, habe Verständnis für das österreichische Grenzmanagement: „Die österreichischen Politiker verteidigen die Interessen ihrer Bürger“, wurde Salvini von dem Blatt zitiert.