Klettern

Stöhr: „Ich bin überzeugt, dass ich gewinnen kann“

Zeit zum Entspannen: Beim Tischtennis-Laufer im Garten des Innsbruckers Jakob Schubert (l.) jagten die beiden Kletter-Kolleginnen Anna Stöhr, Katharina Saurwein ebenso wie Trainer Heiko Wilhelm (v.?l.) vor dem morgigen Weltcup-Auftakt in Meiringen (SUI) d
© Andreas Rottensteiner / TT

Comeback statt Karriereende: Tirols Kletter-Ass Anna Stöhr (27) dachte nach zwei harten Jahren ans Ende, morgen kehrt sie in den Weltcup zurück.

Von Roman Stelzl

Innsbruck –Pressekonferenzen sind längst Gewohnheit, sagt Anna Stöhr und lächelt. Wenn da bloß nicht das Problem wäre, dass seit Monaten scheinbar nur ein Thema um die 27-jährige Kletterin aus Innsbruck schwirrt: Verletzungen, Verletzungen, Verletzungen. 2014 war es eine Sehnenscheidenentzündung, die das frühzeitige Saisonende vor der WM brachte – 2015 folgte dann der Ringbandriss. Summa summarum waren es gerade einmal drei Weltcup-Bewerbe, die Stöhr in den vergangenen 22 Monaten bestritt. Die Grande Dame des Boulderns wurde zur großen Abwesenden.

Und nun sitzt sie wieder hier, die Gewinnerin von vier Gesamtweltcups, von 22 Einzel-Weltcups, und soll auf das Weltcup-Comeback blicken, das morgen in Meiringen (SUI) ansteht. Die erste Frage? Natürlich: die Verletzung.

„Eigentlich geht es sehr gut. Ich fühle mich fit, der Finger hat sich sehr gut erholt. Das ist alles halb so wild“, sagt Stöhr. Man glaubt es ihr. So lange, bis sie anmerkt: „Vor einigen Tagen hat sich aber ein anderer Finger gemeldet.“

13 Jahre sind seit Stöhrs Jugend-WM-Titel vergangen. Sie sind nicht spurlos vergangen. „Natürlich war das ein Zeichen meines Körpers. Ich habe lernen müssen, dass ich mehr auf den Körper höre. Ich bin ja eher jemand, den man bremsen muss.“

Die Verletzung warf Stöhr weit zurück. Plötzlich war die Doppel-Weltmeisterin wieder ganz unten, ganz am Anfang, kletterte Routen, die in ihrer Welt eher dem Stiegensteigen gleichkommen.

Es war der Moment, als auch das Karriereende mehr als ein Gedankenspiel wurde. „Selbstverständlich war die Frage da, ob ich mir das alles noch einmal antun soll“, ergänzt Stöhr. Ihr Lebensgefährte Kilian Fischhuber – Sieger von fünf Gesamtweltcups – hatte im Vorjahr die Karriere beendet. Wieso also nicht auch den Deckel drauftun?

Für die Antwort braucht Anna Stöhr keine Sekunde. „Klettern ist der Sport, den ich liebe. Bei mir war der Wunsch einfach riesengroß, diesen Sport wieder auszuüben. Und mit einer Verletzung will ich sicher nicht abtreten.“

Dann lieber mit einem WM-Titel, der heuer im September in Paris (FRA) vergeben wird? „Schauen wir mal“, legt Stöhr mit einem Grinsen nach.

Noch sei das alles in weiter Ferne, noch gehe es vorerst darum zu sehen, inwieweit sie mit der Konkurrenz mithalten könne. Der erste Test bei den österreichischen Meisterschaften in Graz (Gold) verlief im März erfolgreich. Im Weltcup soll das so weitergehen. „Ich bin überzeugt, dass ich wieder Weltcups gewinnen kann“, sagt Stöhr. Aber im Hinblick auf ihre Siegesserien schüttelt Stöhr den Kopf: „Ich weiß nicht, ob da überhaupt jemand wieder anknüpfen kann. Das war eine unglaubliche Saison.“

Heuer ist der Gesamtweltcup kaum ein Thema: Zwei der sieben Stationen (Indien und China im Mai) lässt Stöhr fix aus. Dort muss die frisch verheiratete Katharina Saur­wein als Tirols zweite große Sieganwärterin einspringen.

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