Nur „schönes“ Obst und Gemüse landet auf dem Teller

Wien (APA) - Nur „schönes“ Obst und Gemüse landet auf dem Teller. Verantwortlich dafür seien übertrieben hohe Vermarktungsnormen des Lebensm...

Wien (APA) - Nur „schönes“ Obst und Gemüse landet auf dem Teller. Verantwortlich dafür seien übertrieben hohe Vermarktungsnormen des Lebensmittelhandels, wie eine Erhebung von Global 2000 und des Abfallwirtschaftsinstituts der BOKU Wien ergab, die am Mittwoch präsentiert wurde.

An der Studie im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums nahmen österreichweit 187 Produzenten und 71 Lieferanten teil. Erhoben wurde, warum Produkte nicht im Handel landen - wobei eine mengenmäßige Einschätzung nicht möglich war.

Aufgedeckt wurde jedoch, dass primär jenes Obst und Gemüse „verschwindet“, das nicht das gewünschte Aussehen aufweist. „Das Nicht-Erfüllen von Vermarktungsnormen des Lebensmitteleinzelhandels ist bei allen Produkten für mehr als die Hälfte der Lebensmittelverluste verantwortlich“, weiß Gudrun Obersteiner vom Abfallwirtschaftsinstitut.

Weitere Gründe: Ein Teil, vor allem Äpfel und Zwiebel, war etwa aufgrund von feuchtebedingten Lagerverlusten nicht genießbar. Erdbeeren oder Salat konnten zum Teil aufgrund von Witterungsschäden nicht geerntet bzw. verkauft werden. Bei Erdäpfeln wird eine nennenswerte Menge der nicht vermarkteten Ware u.a. als Tierfutter eingesetzt. Aus Chinakohl, Paradeisern, Erdbeeren und Jungzwiebel wird in Biogasanlagen Energie erzeugt. Marktüberschuss stellt für Häuptelsalat einen wichtigen Grund für Verluste dar, die Erntetechnik spielt bei Erdäpfeln und Lauch eine Rolle.

Unter den erhobenen Daten wiesen in Bezug auf die potenzielle Gesamtmenge Chinakohl mit 27 Prozent, Eisbergsalat (24) und Erdbeeren (22 Prozent) die höchsten Verluste auf, gefolgt von Radieschen, Paradeisern und Zuckermais mit jeweils zwischen 20 und 18 Prozent. Die geringsten Ausfälle fanden sich mit 1,7 Prozent bei Zwiebel, Paprika (Glashaus - 0,7 Prozent) und Paradeisern (Glashaus - 0,6 Prozent).

„Kunden sind bereit, auch krummes oder vermeintlich unschönes Obst und Gemüse zu kaufen, wenn Sie über die Folgen des grassierenden Schönheitswahns Bescheid wissen. Und eine ‚zweibeinige‘ Karotte schmeckt genauso gut wie ihre vermeintlich makellose Schwester“, betonte Bernhard Wohner von Global 2000. Ein erfolgreiches Beispiel sei die Eigenmarke „Wunderlinge“, die seit Herbst 2013 bei REWE erhältlich ist. Dabei wird Gemüse angeboten, das nicht den herkömmlichen Schönheitskriterien entspricht.