Nächster Anlauf im Streit um Arbeitszeit
WK möchte Arbeitszeiten stärker betrieblich statt über Kollektivvertrag regeln. Kritik kommt von ÖGB und AK.
Innsbruck –Seit Jahren trommelt die Wirtschaftskammer für eine Lockerung der Arbeitszeitregelungen. So auch gestern. Die Forderungen: Erhöhung der Normalarbeitszeit von 8 auf 10 Stunden bei bis zu 12 Stunden Höchstarbeitszeit am Tag. Die Gesamtarbeitszeit pro Woche solle dabei aber nicht erhöht werden. Einen Überstundenzuschlag solle es erst ab der 41. Arbeitsstunde in der Woche geben, dafür Ausgleichszeiten, wenn es weniger zu tun gibt. Beim ÖGB stößt dies auf wenig Gegenliebe. „Bereits zwei Drittel der Arbeitnehmer arbeiten in flexiblen Beschäftigungsformen“, kritisiert Tirols ÖGB-Chef Otto Leist: „Ich frage mich, welchen Prozentsatz die Wirtschaftskammer noch erreichen will.“
Um Arbeitszeiten neu zu regeln, hätte Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Bodenseer gerne ein Aufweichen der Kollektivverträge. Gewisse Arbeitszeitregelungen, etwa der Durchrechnungszeitraum, sollten aus Bodenseers Sicht nicht mehr nur in den Kollektivverträgen, sondern von den Betrieben gemeinsam mit Betriebsräten vereinbart werden dürfen. „Es fehlt die Möglichkeit, die Arbeitszeitgesetze über Betriebsvereinbarungen umsetzen zu können“, sagt Bernhard Achatz, Leiter der Abteilung Arbeitsrecht in der WK Tirol. Argumentiert wird, dass dies den Mitarbeitern entgegenkommen würde. Das meint Peter Pretzsch, Geschäftsführer der Firma Viking. Im Fall von Viking, Hersteller von Gartengeräten, würde dies bedeuten: Mehr arbeiten im produktionsintensiven Winter, dafür mehr frei im Sommer. Aus seiner Sicht würden neue Arbeitszeitregelungen dazu führen, dass weniger Leiharbeiter eingesetzt werden müssten und stattdessen die Zahl der fixen Mitarbeiter steigen würde.
ÖGB-Chef Leist hält wenig von einer Lockerung der Arbeitszeitregeln. „Österreich gehört zu den Ländern mit den längsten Arbeitszeiten in Europa. Alleine in Tirol bleiben fünf Millionen Mehrarbeits- und Überstunden unbezahlt“, so Leist. Wenig erfreut zeigt sich auch Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl. Es sei „bezeichnend für die WK Tirol, dass sie Vorschläge öffentlich ausrichtet, statt sie im Rahmen der Sozialpartner vorher abzuklären, um eine gemeinsame Lösung zu finden.“ (mas)