Registrierkasse

„Traurig, dass viele Politiker zu weit weg von der Basis sind“

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Christoph Walser ist Bezirksfunktionär der Wirtschaftskammer und Thaurer Gemeindechef. Bei der Registrierkassenpflicht legt er sich mit den eigenen Leuten an.

Von Alexandra Plank

Innsbruck –In Tirol gibt es 11.154 Vereine. In Thaur zählt man über 30. Bald könnten es weniger sein, fürchtet ÖVP-Bürgermeister Christoph Walser. „Der Sportverein Thaur hat die Kantine zugesperrt. Die Unsicherheit wegen der Registrierkassenpflicht ist zu groß“. Obmann Alexander Erber präzisiert: „Die Räume bleiben offen, aber wir schenken nichts mehr aus. Betrieben wird nur noch die Schirmbar, die ist nicht betroffen.“

Der Fußballverein habe 400 Mitglieder und betreue 150 Kinder. „Bisher haben wir unsere Aktivitäten über die Erlöse der Kantine selbst finanziert, nun werden wir zu Bittstellern bei der Gemeinde“, sagt der Obmann. Helmut Schuchter, Vizepräsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder Tirol, hatte in der TT erklärt, dass nicht die Registrierkassenpflicht das Problem sei. Diese sei nur eine weitere administrative Vorgabe zur Kontrolle bestehender Steuergesetze. „Was der gelernte Österreicher unter einem Verein versteht, wird vom Finanzamt normalerweise steuerlich nicht erfasst“, so Schuchter. Solange der Verein Angebote macht, die den Vereinszweck erfüllen, falle er nicht unter die Steuerpflicht. Kantinen und große Vereinsfeste seien Graubereiche.

Auf Facebook hat Walser versprochen, für die Vereine zu kämpfen. Sein Parteikollege Franz Hörl mahnte zur Raison: „Na ja – lieber Bürgermeister – so nicht. Gleiches Recht und gleiche Pflicht für alle.“ Walser bleibt dabei: „Da wurde ein Unfug beschlossen. Es ist traurig, dass viele Politiker so weit weg von der Basis sind.“ Der Wirtschaftsfunktionär ist dafür, dass Auswüchse bekämpft werden. „Das Gauderfest wurde von Vereinen organisiert, das ist übertrieben“, sagt Walser. In der Regel sei es aber so, dass Vereine unentgeltlich enorm viel leisten. Undenkbar sei, dass jeder Verein einen Steuerberater benötige. „Wenn man Ehrenamtliche schikaniert, brauchen sie auch keine Ehrungen“, so Walser.

Volle Unterstützung bekommt er von Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes: „Die Registrierkassenpflicht gehört weg. Vereine gehören entlastet. Es ist untragbar, dass die Hygienevorschriften so streng sind, dass ein Hendlgriller auf einem Fest aussieht wie ein Chirurg.“

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