Gesellschaft

Start ins Leben wird unfairer

(Symbolbild)
© iStock

Der Unicef-Länderreport zu Ungleichheiten zwischen armen Kindern und jenen des Mittelstands fällt ernüchternd aus: Mittellose sind in vielen Lebensbereichen benachteiligt.

Paris –Alle Kinder starten gleich gut ins Leben. Das ist ein Traum. Die Realität ist ernüchternd. Sie bedeutet noch immer: kein Geld, keine Chancen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) hat in 41 Ländern der EU und der OECD die Ungleichheiten zwischen den ärmsten Kindern und jenen aus dem Mittelstand erhoben. „Einige Länder haben es geschafft, in einigen Bereichen große Fortschritte zu erzielen“, sagte Stefan Kühner, einer der Autoren des Unicef-Berichts. „Im Allgemeinen sind die Veränderungen aber ein bisschen enttäuschend.“ Österreich hat es in dem Ranking der Nationen auf den durchaus sehr guten fünften Gesamtplatz geschafft.

Die Organisation fordert in ihrem Report die Länder auf, das Kindeswohl zu stärken. Sie sollen das Einkommen der Ärmsten schützen, die Bildungschancen für Benachteiligte stärken, eine gesunde Lebensweise für alle Kinder unterstützen und ihr Wohlbefinden, also ihre subjektive Lebenszufriedenheit, ernst nehmen. Denn: „Soziale und wirtschaftliche Nachteile zu Beginn des Lebens erhöhen das Risiko niedrigen Einkommens, niedrigerer Gesundheitsstandards und geringerer Fähigkeiten im Erwachsenenleben.“ Hier einige Beispiele aus den erhobenen Bereichen:

© APA

1Einkommen. In den meisten Industrieländern sind die Einkommen der ärmsten Familien langsamer gewachsen als in der Mitte der Gesellschaft. In 19 Ländern verfügen die zehn Prozent der ärmsten Kinder über weniger als die Hälfte des Einkommens ihrer Altersgenossen in der Mitte. In Ländern wie Griechenland, Italien, Israel, Japan oder Mexiko ist die Kluft sogar noch größer. „Das ist nach der Finanzkrise in vielen Staaten schlechter geworden“, so Kühner. Andererseits haben es Tschechien, Finnland, Südkorea und die Schweiz aber geschafft, das Durchschnittseinkommen zu steigern und Einkommensunterschiede zu verringern.

2Gesundheit. Österreich ist hier an der Spitze. Die unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen im Bezug auf die Gesundheit spielen hierzulande im Gegensatz zu allen anderen Ländern kaum eine Rolle. Kinder aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten zwischen 11 und 15 Jahren wurden befragt, wie oft sie in den letzten sechs Monaten an Kopf-, Bauch-, Rückenschmerzen, Nervosität und Schlafstörungen gelitten haben. Laut Statistik ist die Kluft in Österreich mit 23,64 Prozent am geringsten. Am höchsten ist der soziale Unterschied in Israel mit 38,88 Prozent.

3Bildung. Beim Lesen, Rechnen und in den Naturwissenschaften sind die armen Kinder in Österreich gegenüber dem Mittelstand abgeschlagen. Hier belegen wir nur Platz 21. In Deutschland (28), Schweden (29) und Frankreich (35) sind die Ungleichheiten zwischen den Schulkindern sogar gewachsen. Am geringsten ist die Bildungskluft in Chile, Rumänien und Estland.

4Lebenszufriedenheit. Die Kinder konnten auf einer Skala von 0 bis 10 angeben, wie glücklich sie sind. Obwohl die Unterschiede zwischen den armen und begüterten Kindern im Ländervergleich sehr groß sind, schneidet Österreich gut ab (Platz 9). In Deutschland, Schweden und Frankreich ist die Kluft im Vergleich zu Österreich viel größer. Estland, Lettland und Litauen hatten bis vor Kurzem die niedrigsten Durchschnittswerte. Sie konnten Ungleichheiten reduzieren und die Zufriedenheit steigern. (TT, APA)