Kuratorium für alpine Sicherheit: Derzeit hohes Spaltensturz-Risiko
Bei Ski-Hochtouren sei derzeit besondere Vorsicht geboten. Das Kuratorium für alpine Sicherheit weist auf drei Gefahren hin.
Innsbruck - Das Kuratorium für alpine Sicherheit warnt vor der Gefahr von Spaltenstürzen bei Ski-Hochtouren gewarnt. Das Risiko sei derzeit erhöht. Dies hätten die tragischen Unglücke Ende Februar in den Zillertaler Alpen und Anfang April am Großvenediger deutlich gezeigt.
„Bei Ski-Hochtouren, deren Saison jetzt erst richtig beginnt, ist deshalb besondere Vorsicht geboten“, erklärt Karl Gabl, der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit. Gabl rät deswegen nicht nur, am Gletscher unbedingt immer angeseilt unterwegs zu sein: „Ski-Bergsteiger, die in Gletscherregionen unterwegs sind, müssen zu ihrer eigenen Sicherheit und zur Sicherheit anderer unbedingt die Seil- und Spaltenbergetechnik beherrschen“.
Drei Faktoren bedingten derzeit die „erhöhte potenzielle Gefahr“.
Laut dem Gletscherforscher Heinz Slupetzky ist die für diese Jahreszeit unterdurchschnittliche Schneedecke auf den heimischen Gletschern einer der Faktoren. Zudem seien die Spalten durch starke Windverfrachtungen meist zugeweht und die Schneebrücken instabil. Bei jenen Spalten, die im Winter schon zugeweht waren, sei die Schwimmschneebildung durch die kalte Luft der Spalten besonders stark, so der Experte. Daher können Schneebrücken über Gletscherspalten „besonders unsicher“ sein.
Als zweiten Faktor machte der Gletscherforscher die veränderte Situation in den Nährgebieten aus. In den 80er- und 90er-Jahren lagen Firnschichten aus mehreren Jahren über den Spalten. Diese hatten dadurch viele sehr tragfähige Überdeckungen. Jetzt seien die Spalten im Herbst offen und später nur mit dem wenig tragfähigen Schnee des laufenden Winters überdeckt. Dadurch sind die Schneebrücken laut Slupetzky schwächer als bei einer verfestigten Firnbrücke. Die Tragfähigkeit sei dadurch stark vermindert.
Als dritten und letzten Faktor nannte der Experte die starke Abschmelzung bis in große Höhen. Diese würde „instabilen Altschnee“ entstehen lassen. Zudem friere der Schnee an der Oberfläche in der Nacht kaum.