Regie und Kamera in Personalunion: Xaver Schwarzenberger wird 70

Wien (APA) - Als Kameramann zeichnete Xaver Schwarzenberger für die Bilder der letzten Filme von Rainer Werner Fassbinder und von zahlreiche...

Wien (APA) - Als Kameramann zeichnete Xaver Schwarzenberger für die Bilder der letzten Filme von Rainer Werner Fassbinder und von zahlreichen deutschen Filmklassikern verantwortlich. Als Regisseur prominent besetzter Unterhaltungsfilme ist der Wiener schon lange Fixpunkt im heimischen Fernsehen. Zu seinem 70. Geburtstag am Donnerstag hieven ORF 2 und 3sat einige seiner bekanntesten Regiearbeiten ins Programm.

Neben Michael Ballhaus und Gernot Roll gilt Schwarzenberger als einer der besten und vor allem vielseitigsten Kameramänner im deutschsprachigen Raum. Der Wiener versteht es, mit dem richtigen Licht und dem passenden Bildausschnitt einen subtilen, aber doch kraftvollen Gegenpart zur Tonebene zu erzeugen. Die Bilder sollten stets so viel erzählen, dass große Teile des Dialogs nicht benötigt würden, meinte er einmal. Die Kamera solle so aktiv am Filmgeschehen teilhaben, nicht nur beobachten.

Franz Xaver Schwarzenberger, der am 21. April 1946 in Wien geboren wurde, bezeichnete Michelangelo Antonionis Film „La Notte“ als Schlüsselerlebnis für seine Kinoleidenschaft. Gerade zu Beginn seiner Karriere wollte Schwarzenberger die Grenzen der Kameraarbeit ausloten. Noch in Farbfilmzeiten experimentierte er lange mit Schwarz-Weiß-Film, um den „Grautönen zu entkommen“ - so etwa bei „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ von Fassbinder. „Meine Basis ist der Kontrast“, erzählte er einmal, „Schwarz-Weiß war eigentlich immer meine große Liebe“. Bei Fassbinders Film „Lola“ ging es hingegen in die andere Richtung: „Wir waren gelangweilt von der wohligen Eleganz und haben brutal sämtliche Regeln des Farbgeschmacks verworfen.“

Schwarzenberger folgte dann dem Ruf nach Frankreich, wo er Anfang der 80er Jahre zwei Action-Filme mit Jean-Paul Belmondo („Das As der Asse“, „Der Außenseiter“) ins richtige Licht setzte. Während dieser Zeit entwickelte er für die Studioarbeit ein System von Leuchtstoffröhren, das sich als „KinoFlo“ in Europa durchsetzte. Zur gleichen Zeit führte er zum ersten Mal selbst Regie: Für die Dorf-und Schuldgeschichte „Der stille Ozean“ wurde er auf Anhieb mit dem Silbernen Bären der Berlinale 1982 und dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet.

Seitdem arbeitete Schwarzenberger immer öfter in Personalunion als Regisseur und Kameramann - so auch bei den beiden ersten „Otto“-Filmen, deren Rekorderfolge er mitverantwortete. Zwar führte er noch die Kamera in „Momo“ (1986) und Loriots Komödie „Ödipussi“ (1988), doch nach Helmut Dietls „Schtonk“ (1992) arbeitete er nur noch vereint in bildnerischer und inszenatorischer Funktion: „Das ist für mich die perfekte Art, Filme zu machen.“

Die Kritik lobte den vielseitigen Kreativen stets für seine Kunst, Unterhaltung auf hohem Niveau anzusiedeln. Unter seinem Exklusivvertrag mit dem ORF entstand eine Vielzahl von Dramen, Komödien und Thrillern, die zumeist aus der Feder seiner damaligen Ehefrau Ulrike Schwarzenberger stammten - darunter die populären Familiensatiren „Single Bells“ und „O Palmenbaum“. Einige der bekanntesten Arbeiten zeigen ORF 2 und 3sat anlässlich Schwarzenbergers 70er in den kommenden Wochen erneut, darunter die Senta-Berger-Filme „Lamorte“ (30. April, 3sat) und „Bella Ciao“ (14. Mai, 3sat) und die Komödien „Und ewig schweigen die Männer“ (16. April, ORF 2) und „Muttis Liebling“ (23. April, ORF 2).

Auch an Filmbiografien ist Schwarzenberger geschult, inszenierte er doch Heike Makatsch als Spielwarenfabrik-Gründerin im vielfach prämierten Fernsehfilm „Margerete Steiff“, Tobias Moretti als Freiheitskämpfer Andreas Hofer in „Die Freiheit des Adlers“ und zuletzt Birgit Minichmayr als Bankerin Adele Spitzeder in „Die Verführerin“. In jüngster Zeit standen u.a. Iris Berben („Stille“ ) und Katja Riemann („Clarissas Geheimnis“) vor seiner Kamera.

Schwarzenberger wurde im Laufe seiner Karriere vielfach ausgezeichnet. Dreimal erhielt er den Deutschen Kamerapreis, 2004 dann den Titel „Ehrenkameramann“ für sein Gesamtwerk. Sein Alpenwestern „Krambambuli“ brachte dem gelernten Repro-Fotograf 1999 die Romy für die beste Regie sowie den Adolf-Grimme-Preis.

(B I L D A V I S O – Bilder von Xaver Schwarzenberger sind im AOM abrufbar.)

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