Wien

Identitäre stürmen Jelinek-Stück: Polizei identifizierte vier Männer

Etwa 30 Identitäre stürmten die Aufführung.
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Eine Gruppe Rechtsextremer hat bei einer Aufführung des Jelinek-Stücks „Die Schutzbefohlenen“ im Wiener Audimax die Bühne gestürmt und Tumulte verursacht. Das Stück wurde von Flüchtlingen aufgeführt. Es gab mehrere Anzeigen wegen Körperverletzung.

Wien – Rechtsextreme haben am Donnerstagabend eine Aufführung des Elfriede-Jelinek-Stücks „Die Schutzbefohlenen“ im Audimax der Wiener Universität gestört. Etwa 30 Personen stürmten laut Polizei gegen 20.45 Uhr die Bühne und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Heuchler – Unser Widerstand gegen eure Dekadenz“ und Fahnen der Identitären Bewegung. Außerdem wurden Flugblätter mit dem Text „Multikulti tötet“ in das etwa 800 Personen umfassende Publikum geschmissen und Kunstblut verspritzt.

Offenbar mehrere Verletzte

„Als im Saal und auf der Bühne anwesende Personen versuchten, die ‚Identitären‘ von der Bühne zu drängen, kam es zu tumultartigen Szenen“, teilte die Polizei am Freitag in einer Aussendung mit. Nach einigen Minuten hätten die Mitglieder das Audimax wieder durch den Eingang in der Reichsratstraße, durch den sie den Veranstaltungsort auch betreten hatten, verlassen.

Mehrere Personen aus dem Publikum sowie die performenden Flüchtlinge sollen geschlagen, gestoßen und verletzt worden sein, berichtet die HochschülerInnenschaft (ÖH) der Uni Wien – sie war Mitveranstalter des Theaterabends – in einer Aussendung. Die ÖH sprach darin von einer koordinierten Aktion, da bei der Stürmung der Bühne auch der Obmann der Identitären Wien ausgemacht worden sei. „Die laut DÖW neofaschistischen Gewalttäter machten dabei keinen Unterschied zwischen Erwachsenen, Schwangeren oder Kindern, die unter den Schauspielern waren“, hieß es. Bisher haben laut Polizei acht Personen Anzeige wegen Körperverletzung erstattet.

Die Vorstellung wurde nach dem Zwischenfall unter Anwesenheit von Polizisten fortgesetzt. Elf Funkstreifen der Wiener Polizei und der Wega waren im Einsatz.

Wie die Polizei weiter berichtet, konnten inzwischen vier Männer ausgeforscht werden, die an der Aktion beteiligt gewesen sein sollen. Zudem seien vier bisher unbekannte Personen wegen der „Störung einer Versammlung“ angezeigt worden.

Identitäre rechtfertigen sich

Das Stürmen der Bühne sei eine „ästhetische Intervention“ gewesen, rechtfertigten sich die Identitären am Freitag auf ihrer Website. Die Aktion habe sich nicht „gegen die Asylanten auf der Bühne, sondern gegen die Heuchler im Publikum und der Politik“ gerichtet, „die in ihren Parallelwelten leben“. Auch die Autorin des Stückes, Elfriede Jelinek, „und ihre scheinheiligen Theaterstücke, die niemals die Opfer auf europäischer Seite zeigen“ wurden verbal angegriffen. Gleichzeitig kündigten die Identitären weitere Aktionen an.

Die Darsteller des mit dem Nestroypreis ausgezeichneten Theaterstücks waren an der Uni Wien Schutzsuchende aus Syrien, Afghanistan und dem Irak selbst. So wurde das Drama auch nach einem Konzept und unter der Regie von Tina Leisch und Bernhard Dechant unter dem Titel „Schutzbefohlene performen Jelineks Schutzbefohlene“ gegeben. (tt.com, APA)