70 Jahre Vespa

Vespa, Vino, Vici: Kult-Roller kurven zum Jubiläum durch Tirol

Mit der Vespa auf Zeitreise. Clubobmann Markus Tomasini hat sein Outfit dem Alter seines Gefährts angepasst.
© Mountainmen Vespa Club

Der italienische Kult-Roller wird 70 Jahre alt. Die Mitglieder des „Mountainmen Vespa Clubs“, der das Jubiläum der Mutter aller Roller vorab gefeiert hat, kurven mit einigen der ältesten Modellen durch Tirol.

Von Matthias Christler

Innsbruck –Wenn jemand wie Markus Tomasini mit einem breiten Grinser auf der Straße dahinrollt, schaut er aus wie auf einer Triumphfahrt. Für so einen Moment fehlt im Zitat „veni, vidi, vici“ eigentlich ein weiteres Wort mit V: Ich kam, ich sah, ich fuhr Vespa, ich siegte. Der 43-jährige Innsbrucker ist der Obmann vom „Mountainmen Vespa Club“, dessen Mitglieder derzeit viel zu feiern haben. In einer Woche wird das Gefährt ihrer Leidenschaft und die Mutter aller Roller 70 Jahre alt: die unverwüstliche Vespa. „Auf den Geburtstag haben wir längst angestoßen“, verrät Tomasini. Ende Februar wurde bei der Vespa Alpen Costum Show mit 900 Besuchern „vorgeglüht“ und über die bewegte Geschichte gefachsimpelt. Der Club veranstaltet auch alle zwei Jahre die historische Vespa Rallye „Tre Giorni“.

Das alles ermöglichte der Ingenieur Corradino D’Ascanio. Er entwarf kurz nach dem 2. Weltkrieg aus den wenigen Teilen, die auf dem Piaggio-Werksgelände vorhanden waren, ein billiges Alltagsgefährt; mit Direktantrieb, einem Flugzeuganlassermotor und Schubkarrenreifen.

Wer jetzt einwirft, dass am 23.4.1946 von Hersteller Piaggio „nur“ das Patent angemeldet wurde und die 3,2-PS-Modelle von damals keine 70 Jahre alt werden, der kennt sich mit der genial einfachen, einfach genialen Technik der Roller nicht aus: „Meine älteste Vespa von 1957 ist meine liebste, weil sie immer noch so zuverlässig ist“, sagt Tomasini, der wie die meisten anderen der 35 Mitglieder des Clubs ein „Schrauber“ ist. „Vespa-Fahrer sind das Gegenteil der Wegwerfgesellschaft, weil eigentlich alles repariert werden kann. Bei einem alten VW Golf wirst du kaum Teile bekommen, aber bei der Vespa gibt es immer noch die gleichen wie aus den 50ern.“

Zwei Beweise dafür stehen vor der Club-Werkstatt in der Rossau. Beide wurden Anfang der 50er gebaut, es sind die ältesten im Club. Eine davon hat noch den Originallack, die andere gehört Klaus Hochschwarzer: „Die war eher ein Blumentopf, als ich sie gekauft habe.“ Da praktisch alle Ersatzteile zu haben sind, fährt sein „Blumentopf“ jetzt wieder und ist auch eine gute Wertanlage. Im Internet wird ein Modell aus demselben Baujahr um 16.000 Euro angeboten. Hochschwarzer schätzt das als zu viel ein, außerdem würde er seine ohnehin nicht verkaufen. „Es ist Liebhaberei“, bei der es nicht aufs Geld und auch nicht immer auf die Geschwindigkeit ankommt. „Mit ihren 3,5 PS fährt sie 65 km/h, mit gutem Zureden“, lacht er.

Dass Tomasini mit einer Vespa Baujahr 1964 von Innsbruck ins Stubaital zur Arbeit fährt – auf der Autobahn – zeigt, wie viel Vertrauen die „Mountainmen“ in ihre Oldtimer haben. „Das ist das GS-Modell, der Golf GTI unter den Vespas. Trotzdem wird man auf der Autobahn schon komisch angeschaut.“ Meistens jedoch wird das Grinsen erwidert, sobald ein Vespa-Fahrer einem entgegenkommt. „Ich glaube, jeder Tiroler hat einen Bezug zur Vespa oder eine Geschichte dazu.“ Tomasini erzählt derzeit eine Geschichte immer wieder, weil er regelmäßig auf die Weinflasche angesprochen wird, die am Korb hinten auf der Vespa hängt. „Einen Plastikkoffer wollte ich nie haben. Dann hat ein Pfarrer, den ich kenne, diesen Korb bei einem Weinfest gewonnen. Auf sein Fahrrad passte er nicht, auf meine Vespa schon.“ Anfangs gedacht für Benzin zum Nachfüllen, war die Gefahr doch zu groß, dass jemand einen Schluck probiert. Deshalb steckt jetzt ein original Vespa-Wein im Korb. Und wie der Vino wird scheinbar auch die Vespa mit dem Alter immer besser. Vespa, vino, vici.

Weitere Infos. Der „Mountainmen Vespa Club Innsbruck“ wurde 2003 gegründet. Einmal die Woche treffen sich die Mitglieder in der Werkstatt in der Rossau und tauschen sich aus. Link zum Club: www.mmvespa.com

Vespa Rallye „Tre Giorni“. 2013 und 2015 hat der „Mountainmen Vespa Club“ die Vespa-Rallye „Tre Giorni“ veranstaltet. Die Anmeldungen für die Auflage 2017 beginnen am 11.11.2016 im Internet unter www.tre-giorni.at

Film zum Jubiläum. Am vergangenen Sonntag lief ein Beitrag über 70 Jahre Vespa mit Szenen der Rallye „Tre Giorni“ auf Arte. Über den Link ist der Film bis Mai noch zu sehen: www.arte.tv/guide/de/062251-000-A/vespa-bella-macchina

Bei der Rallye "Tre Giorni" fahren die Vespa-Liebhaber drei Runden durch Tirol.
Zu sehen sind dort Zeitmaschinen auf zwei Reifen. Das vom Tiroler "Mountainmen Vespa Club" veranstaltete Event findet wieder 2017 statt.
Zum diesjährigen 70. Geburtstag der Vespa wurde schon bei der "Vespa Alpen Costum Show" eine passende Torte angeschnitten.
Vier Mitglieder des  "Mountainmen Vespa Club", ganz rechts Obmann Markus Tomasini.
Auch aus dieser "Schrottkiste" soll bald wieder ein fahrtaugliches Gefährt werden.
In der Werkstatt des Vespa Clubs wird fleißig geschraubt.
Obmann Markus Tomasini hat für seinen Sohn vor ein paar Jahren die laut eigener Aussage "kleinste Vespa der Welt" gebaut. Angetrieben wird sie von einem Kettensägenmotor.
Nicht als Antrieb, aber für einen Schluck nach der Ausfahrt ist der Wein im speziellen Korb gedacht.
Diese zwei Oldtimer wurden Anfang der 50er-Jahre gebaut. Die Vespa links hat noch den Original-Lack. Und ja, beiden fahren immer noch.

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