50 Jahre „Haus der Begegnung“
Bischof Reinhold Stecher hat es „das Foyer der Kirche“ genannt: Ein interreligiöses christliches Haus, Stätte der Begegnung für 860.000 Menschen, feiert Jubiläum.
Innsbruck –Ein Name als Auftrag: Als der damalige Bischof Paulus Rusch vor 50 Jahren das neue Bildungshaus der Diözese am Rennweg in Innsbruck einweihte, sprach er von einer „herrlichen Gelegenheit für echte Begegnungen“. „Es geht um das gemeinsame Suchen nach Wahrheit, um jene innere Haltung, die frei ist von eigenem Interesse. Dann kann es zu echten Begegnungen zwischen Sozialpartnern kommen.“ Alle sollten an diesem Ort zusammenkommen können, auch Menschen verschiedener Konfessionen.
Begegnung und Bildung waren die beiden Schwerpunkte von Anfang an, und wenn Elisabeth Anker, Leiterin des „Hauses der Begegnung“, heute die Dokumente der Gründungsjahre und die vielen Programmhefte der vergangenen Jahrzehnte durchblättert, freut sie sich über die Früchte, die das Engagement getragen habe. „Natürlich gibt es immer wieder neue Herausforderungen.“ Doch sie hält es mit der Einstellung ihres Vorgängers Msgr. Viktor Zorzi, der gemeint habe: „Wichtig ist Bildung zur Verantwortung.“ Weiterbildung dürfe nicht im „Ich“, in der individuellen Bereicherung steckenbleiben, sondern müsse Verantwortlichkeit für gesellschaftlichen Einsatz wecken und dazu befähigen.
„Schon vor 50 Jahren war es Zielvorgabe, sich jenen Gruppen unserer Gesellschaft zu widmen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden oder am Rand der Gesellschaft stehen“, sagt Anker. Damals waren es die Arbeiter, alleinerziehende Mütter und Senioren. Heute seien es die Roma, die Bettler, die Flüchtlinge, die Unterstützung brauchen. „Und wir werden weiterhin sehr wachsam den gesellschaftlichen Diskurs verfolgen. Wir leben in Zeiten, in denen vieles im Umbruch ist.“
Seit der Eröffnung des „Hauses der Begegnung“, das Bischof Reinhold Stecher einmal als „Foyer der Kirche“ bezeichnet hatte, trafen am Rennweg fast 860.000 Menschen allein bei hauseigenen Veranstaltungen aufeinander. Bei den rund 50.000 Bildungsangeboten ging es um brennende Fragen der Zeit, um unbequeme gesellschaftspolitische Themen, die Zeichen sind: „Die Gesellschaft braucht kritisches Denken, kraftvolle Fragen und mutige Neuentwürfe.“ (ms)