Wenn Kinder ihren Alltag knipsen
Imst – „Sähe die Welt anders aus, wenn es uns gelänge, sie mit den Augen von Kindern zu betrachten?“ – Mit dieser Fragestellung im Kopf orga...
Imst –„Sähe die Welt anders aus, wenn es uns gelänge, sie mit den Augen von Kindern zu betrachten?“ – Mit dieser Fragestellung im Kopf organisierten Kuratorin Sabine Conquest und Fotograf Stephan Pramme von den SOS-Kinderdörfern aus ein Fotoprojekt, das über alle politischen Grenzen hinaus als Appell für eine friedliche Welt verstanden werden darf.
50 Einwegkameras für jeweils 25 Aufnahmen wurden im Rahmen des Projekts „Kindheit im Heiligen Land“ an Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren in Einrichtungen der SOS-Kinderdörfer im Westjordanland, in Gaza und in Israel sowie an Kinder eines Beduinendorfs im Norden Israels mit der Aufgabenstellung verteilt, jene Motive abzulichten, die es den Kinder wert seien, fotografisch festgehalten zu werden. Heraus kam ein bunter Mix von Abbildungen kindlicher Alltäglichkeiten und Besonderheiten vor einem teilweise kaum wahrnehmbaren Hintergrund aus politischen Unruhen, Gewalt und Armut. Freunde, Spielgeräte, die nähere Umgebung – Bilder, denen man ansieht, dass Kinderaugen das Motiv gewählt und Kinderfinger den Auslöser gedrückt haben, geben einen tiefen Einblick in eine Welt, die vom Glück der Kindheit ebenso erzählt wie von den Verletzungen, die die Kinder in ihrem Leben schon erdulden mussten. Die vielen hundert Bilder, die noch bis zum 4. Juni im Ubuntu-Forum in Imst die Wände verschönern werden, sind durch mehrere großformatige Porträts der kindlichen Fotografen sowie biografische Hintergrundinformationen miteinander verbunden.
„Es ist nichts geschönt“, betont Pramme, der sich zu Beginn des Fotoprojekts noch nicht sicher war, ob man die Bilder überhaupt wird zeigen können oder auch wollen. Erstaunt habe ihn im Nachhinein, wie ähnlich sich die Bilder der palästinensischen und der israelischen Kinderdörfer sind, die trotz der großen politischen Differenzen der Gebiete doch ähnliche Wünsche und Realitäten der Kinderwelten präsentieren. Denn gerade weil die jungen Fotografen ihre Motive meist sehr spontan gewählt haben, zeigt die Gesamtheit der Bilder ein Selbstverständnis von Kindheit, das sich auch durch die Grausamkeit der Erwachsenenwelt nicht so einfach vernichten lässt. (ado)