Öl-Rivalen suchen Lösung im Kampf gegen ruinösen Preisverfall
Kuwait-Stadt (APA/AFP) - Die großen Ölnationen wollen am Wochenende über ihre Strategie gegen den Preisverfall reden - und allein schon dies...
Kuwait-Stadt (APA/AFP) - Die großen Ölnationen wollen am Wochenende über ihre Strategie gegen den Preisverfall reden - und allein schon diese Tatsache reicht aus, um die Märkte zu beeinflussen. Seit Bekanntwerden des Termins legen die Rohölpreise zu, inzwischen liegen sie wieder über 40 Dollar (35,6 Euro). Das ist im Vergleich zu früheren Jahren allerdings immer noch sehr wenig.
Und eine dauerhafte, spürbare Erholung erwarten Beobachter derzeit nicht. Denn eine Einigung der zum Teil verfeindeten Ölnationen erscheint fraglich - und selbst wenn sie gelingt, kann sie nicht alle Probleme lösen.
Zu dem Treffen am Sonntag in der katarischen Hauptstadt Doha reisen sowohl Vertreter der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) als auch Nicht-Mitglieder an. Im Zentrum der Konferenz steht die Frage, ob die Ölfördermengen auf dem Stand von Jänner eingefroren werden. Dies hatten im Februar bereits die OPEC-Staaten Saudi-Arabien, Katar und Venezuela sowie das Nicht-Mitglied Russland besprochen.
Die Ölförderländer leiden unter dem enormen Preisverfall beim Öl - seit Sommer 2014 gab es ein Minus von rund 60 Prozent. Grund ist ein anhaltendes Überangebot gepaart mit schwächerer Nachfrage. Die Exporteure kostet dies hunderte Milliarden Dollar, in manchen Golfstaaten müssen früher undenkbare Sparmaßnahmen die Staatshaushalte stabilisieren.
Dennoch ist eine Einigung am Sonntag keineswegs sicher. Denn das mächtige OPEC-Mitglied Saudi-Arabien, größter Ölexporteur der Welt, will nur dann eine Deckelung der Produktion akzeptieren, wenn auch der Rivale Iran mitzieht.
Der Iran wiederum will nach dem Wegfall der westlichen Sanktionen erst einmal wieder seine alten Fördermengen erreichen. Deswegen werde sich das Land nicht an einer Übereinkunft zum Einfrieren der Produktion beteiligen - und gar nicht erst nach Doha reisen, erklärte der Sprecher des iranischen Ölministeriums am Freitag laut der Nachrichtenagentur Shana.
Jean-Francois Seznec von der US-Universität Georgetown sieht noch ein weiteres Problem. „Ich glaube, die Sorge der Ölproduzenten ist nicht, ob Iran die Fördermenge einfriert oder nicht, sondern ob Russland es macht“, meint er.
Gastgeber Katar gibt sich trotz aller Streitigkeiten zuversichtlich. Es herrsche eine „optimistische Atmosphäre“ mit Blick auf eine Einigung, teilte die Regierung im Vorfeld mit.
„Der generelle Eindruck ist, dass es in Doha eine Übereinkunft geben wird, die Ölproduktion auf dem Niveau von Jänner einzufrieren“, sagt auch Analyst Fawad Razaqzada von der Broker-Firma City Index. Dies werde die Preise wahrscheinlich kurzfristig noch etwas anschieben.
Das Treffen am Sonntag werde darüber entscheiden, „wie schnell sich die Märkte stabilisieren und wie stark die Ölpreise steigen“, meint Analyst Abhishek Deshpande von Natixis. Christopher Dembik von der Saxo Bank gibt sich skeptisch: „Was auch immer bei der Konferenz herauskommt, der Ölpreis wird sich nicht schnell erholen.“ Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte diese Woche ebenfalls erklärt, ein Einfrieren der Produktion werde nur „begrenzte“ Auswirkungen haben.
Falls keine Einigung gelingt, scheint jedenfalls ein weiterer Preisverfall wahrscheinlich. Analyst Dembik rechnet mit einem Absinken auf 30 bis 33 Dollar pro Barrel. Die OPEC hat ebenfalls vor weiter fallenden Preisen gewarnt, falls keine Einigung gelingt.
Ein zentraler Grund dafür, dass die OPEC bisher keine Drosselung der Fördermenge beschlossen hat, ist die Hoffnung, dass niedrige Preise die sogenannten unkonventionellen Förderarten aus dem Markt drängen - dabei handelt es sich vor allem um per Fracking in den USA gewonnenes Öl.
Zuletzt war die Schieferölproduktion in den USA tatsächlich zurückgegangen. Doch beruhigen kann das die traditionellen Ölriesen nicht: Bei der Förderung mithilfe von Fracking lässt sich die Fördermenge schnell wieder hochfahren, falls die Preise steigen.