Markt

Wird das Öl schon bald wieder teurer?

Die Überproduktion beläuft sich derzeit auf ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag.
© EFE FILES

Für die Konsumenten ist der niedrige Ölpreis ein Segen. Doch schon bald könnte es vorbei sein mit dem Billigöl.

Doha — Monatelang haben Autofahrer und Heizölkunden von günstigen Ölpreisen profitiert. Das schwarze Gold ist heute nur noch halb so teuer wie Mitte 2014. Doch mit dem Billigöl könnte es bald vorbei sein, denn zuletzt haben die Preise wieder zugelegt. Und es könnte noch weiter nach oben gehen. Russland, Saudi-Arabien und andere wichtige Förderländer werden heute in Katars Hauptstadt Doha versuchen, sich auf eine gemeinsame Deckelung der Produktion zu einigen. Es könnte die Wend­e am Ölmarkt bedeuten. Experten haben aber ihr­e Zweifel. Fragen und Antworten geben einen Überblick:

1. Wie ist die Lage auf dem Weltmarkt? Die Ölpreise haben sich wieder etwas berappelt. Nachdem sie seit 2014 nur die Talfahrt kannten, legen sie seit einigen Wochen wieder zu. Am Dienstag stieg der Preis für ein Barrel (etwa 159 Liter) der Nordseesorte Brent immerhin wieder über 44 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Dezember 2015.

2. Müssen sich Konsumenten auf steigende Preise einstellen? Das zumindest wollen wichtige Ölförderländer erreichen. Denn des einen Freud ist des anderen Leid. Die Produzenten ächzen schwer unter dem Billigöl. Sie stecken in einer Zwickmühle: Je günstiger das Öl, umso geringer die Einnahmen. Das belastet die heimische Wirtschaft und die Staatskasse. Um gegenzusteuern, müssen die Länder mehr Öl verkaufen. Durch das steigende Angebot entsteht aber wiederum zusätzlicher Druck auf die Preise.

3. Was ist das Ziel des Öltreffens? Wichtige Förderländer wollen diesen Teufelskreis durchbrechen. Wenn sich Saudi-Arabien und ander­e Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) sowie Russland nun in Doha an einen Tisch setzen, haben sie ein Ziel: die Fördermenge gemeinsam deckeln und dadurch die Preise wieder nach oben treiben. Das geht nur gemeinsam, weil ohne gegenseitige Vereinbarung jeder Ölförderstaat Interesse daran hat, auszuscheren und seine Produktion hochzufahren, während sich die anderen in Enthaltsamkeit üben.

4. Mit welchen Folgen des Treffens wird gerechnet? Eine Einigung könnte einen Durchbruch am Ölmarkt bedeuten. Viele Experten halten den Versuch aber für aussichtslos. Es sei nur mit einer „losen Vereinbarung ohne verbindliche Obergrenze" zu rechnen, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Aufgrund enttäuschter Erwartungen sieht er sogar das Risiko eines beträchtlichen Preisrückgangs nach dem Treffen. Zweifel an einer Einigung haben viele Ökonomen zuletzt damit begründet, dass der Iran schwer zum Mitmachen zu bewegen sein dürfte. Denn das wichtige Förderland hat eben erst internationale Sanktionen abschütteln können, die seinen Export über Jahre abgewürgt hatten. Vor allem Saudi-Arabien hatte aber zuletzt auf einer Beteiligung des Erzrivalen bestanden.

5. Hat sich denn daran etwas geändert? Zumindest dieses Problem könnten die Förderländer aus dem Weg geräumt haben. Man könne die Fördermenge auch ohne Beteiligung des Iran einfrieren, sagte Russlands Energieminister Alexander Nowak kurz vor den Verhandlungen. „Alle, die mitmachen wollen, können das tun. Wir werden niemanden zwingen."

6. Welche Rolle spielt eigentlich die US-Ölindustrie? Das Land ist in den vergangenen Jahren mit der Fördertechnik Fracking zu einem wichtigen Ölexporteur aufgestiegen. Allerdings ist die Technologie vergleichsweise teuer. Unter dem Druck des Billigöls geraten daher immer mehr US-Förderer ins Schlingern. Inzwischen ist die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA auf den tiefsten Stand seit November 2009 gesunken, und für Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) ist kein Ende des Rückgangs in Sicht. (dpa, AFX)