Conchita im Treibhaus: Ein fabelhafter Ego-Trip
Auf ihrer ersten Österreich-Tour hat Conchita mit rockiger Liveband und pikanten Wurst-Häppchen im Innsbrucker Treibhaus Halt gemacht.
Von Christiane Fasching
Innsbruck –Zur Rechten sitzt ein lesbisches Pärchen, das verliebt Händchen hält. Zur Linken ist’s ein Vater, der seine kleine Tochter beschützend auf den Schoß nimmt. Eine Reihe dahinter kichert ein Schwung Mittvierzigerinnen so vergnügt wie frisch verknallte Teenager – und setzt zum Kreischkonzert an, als Conchita, die den Nachnamen Wurst abgelegt hat, auf die Bühne stolziert. Das Fanvolk der Song-Contest-Königin von 2014 könnte nicht bunter, nicht durchmischter sein – glücklicher auch nicht, wie ein Blick durch den restlos ausverkauften Treibhaus-Turm beweist. Lächelnde Gesichter, wohin man blickt – das breiteste Lächeln trägt Conchita selbst spazieren. Auf ihrer Österreich-Tour mit rockig-lauter Liveband fühlt sie sich pudelwohl. Weil sie das machen darf, was sie am besten kann: sich selbst in den Mittelpunkt stellen – nicht nur mit Coversongs und Liedern des nach ihr benannten Debüt-Albums, sondern mit pikanten Anekdoten aus einem bewegten Leben. Denn wer kann mit 27 schon erzählen, haarscharf an einem Heiratsantrag von Ricky Martin vorbeigeschrammt zu sein und von Cher Komplimente und Perücken-Tipps bekommen zu haben? Conchita kann’s.
Die Vollblut-Diva, die sich einst einen Vollbart wachsen ließ, um nicht ewig wie 12 auszusehen, ist eine geborene Entertainerin, die mit viel Selbstironie auf das bisher Erreichte zurückschaut. „Ich krieg’ nicht genug davon, mich von Fremden beurteilen zu lassen“, meint sie – und blickt auf ihre Casting-Erfahrungen zurück, die nie von einem Sieg gekrönt wurden. Auf grenzenlose Zustimmung stieß Conchita erst beim Song Contest, wo sie ein Millionenpublikum um den Finger wickelte – mit Witz, Charme, Bart und „Rise Like a Phoenix“. Ein Song, der auch bei ihrer ersten Tour durch Österreich nicht fehlen darf. Doch bevor die Bombast-Hymne den kurzweiligen Abend beschließt, verneigt sich Conchita noch vor Heldinnen wie Shirley Bassey, Cher, Tina Turner und Céline Dion. An deren Schmachtfetzen „My Heart Will Go On“ führt für die Drama-Queen kein Weg vorbei – für ihre Fans auch nicht. „Da müsst ihr durch“, meint sie grinsend. Ganz klar, hier ist Conchita die Chefin. Eine Chefin zum Angreifen, die frischfröhlich durchs Publikum flaniert und ihren Fans innige Umarmungen und nette Worte spendiert – und neckisch gesteht, dass sie „wahnsinnig viel Geschlechtsverkehr“ hat. Wohlgemerkt nicht mit Ricky Martin.
Nach eineinhalb Stunden ist der lustige Liederabend vorbei, das Publikum spendet Standing Ovations und bringt noch eine politische Note in die anekdotenreiche Nacht. „Conchita for President“, tönt’s durchs Treibhaus. Daraus wird wohl nichts: Conchita bleibt lieber Königin der Herzen.