Özdemir will Spitzenkandidat der deutschen Grünen werden

Berlin (APA/AFP) - Der deutsche Grünen-Chef Cem Özdemir hat seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl 2017 erklärt und zu...

Berlin (APA/AFP) - Der deutsche Grünen-Chef Cem Özdemir hat seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl 2017 erklärt und zugleich starke Zweifel an der SPD geäußert. „Wir haben seit 2005 drei Anläufe unternommen, und es hat dreimal nicht geklappt“, sagte er am Wochenende. Özdemir wirbt seit längerem dafür, dass sich die Grünen auch auf Bundesebene für eine Koalition mit der Union öffnen.

Auch gegenwärtig sehe es nicht nach Rot-Grün im Bund aus, sagte Özdemir der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) angesichts des anhaltenden Umfragetiefs der Sozialdemokraten. In einer Videobotschaft aus seiner schwäbischen Heimat wandte er sich am Wochenende an die Grünen-Basis und bat um Unterstützung bei der Urwahl. „Ich will, dass die Grünen 2017 auch im Bund wieder regieren“, sagte er. „Wir haben Großes vor.“

Der FAS sagte er: „Es gibt viele Menschen in der Gesellschaft, die grün ticken, grün handeln, grün einkaufen.“ Bis jetzt habe es seine Partei „bei weitem noch nicht geschafft, dass alle davon die Grünen wählen“.

„Ich will Spitzenkandidat meiner Partei Bündnis 90/Die Grünen werden“, hatte er dem ARD-Hauptstadtstudio zuvor gesagt. Damit treten drei Männer bei der parteiinternen Urwahl an - Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter und Schleswig-Holsteins Vize-Ministerpräsident Robert Habeck hatten bereits zuvor ihre Kandidatur erklärt. Als weibliche Spitzenkandidatin gilt Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt als gesetzt.

Für ihn sei es der richtige Zeitpunkt für eine Kandidatur, sagte Özdemir dem ARD-Hauptstadtstudio. „Die Umstände müssen passen. Die Themen müssen passen. In der Familie muss es passen. Das tut es jetzt.“ Bei der Bundestagswahl 2013 hatte er noch Jürgen Trittin den Vortritt gelassen.

Ko-Parteichefin Simone Peter schrieb über den Kurznachrichtendienst Twitter: „Bei uns wird‘s schon vor der Wahl spannend.“ Bei der Bundestagswahl 2013 hatten die Grünen nur 8,4 Prozent erzielt. Derzeit liegen sie in Umfragen zwischen zwölf und 14 Prozent. Die SPD erreicht nur knapp über 20 Prozent.

Özdemir hatte kürzlich Bedingungen für Schwarz-Grün auf Bundesebene genannt: den Ausstieg aus der Kohleenergie, einen „europäischen Marshallplan für Nordafrika“ in der Flüchtlingskrise und Bildungschancen für alle unabhängig von Herkunft und Geldbeutel.

Sein Konkurrent um die Spitzenkandidatur, Habeck, sagte dagegen am Wochenende der FAS: „Grüne Eigenständigkeit bedeutet eben auch keine Verengung auf Schwarz-Grün.“ Seine Partei könne „die SPD als fortschrittsprägende Kraft ablösen und die CDU herausfordern“.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber zeigte sich in der „Berliner Zeitung“ vom Samstag offen für Bündnisse mit den Grünen. Er lobte die grün-schwarzen Pläne für Baden-Württemberg und die schwarz-grüne Koalition in Hessen. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte der „Welt am Sonntag“: „Bleiben wir in Hessen weiter erfolgreich und entwickelt auch Baden-Württemberg genügend Strahlkraft, wird eine schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene zumindest nicht unwahrscheinlicher.“

Bayern Finanzminister Markus Söder (CSU) warnte in der „Bild am Sonntag“, Schwarz-Grün sei „kein Zukunftsmodell für Deutschland“. Die Grünen seien der künftige politische Hauptgegner: „Die zukünftige Herausforderung wird die geistige Auseinandersetzung mit den Grünen. Die SPD ist nicht mehr der stärkste Konkurrent der Union.“