Osttiroler ist Betrügern im Sport dicht auf den Fersen
Der Lienzer Arzt Franz Krösslhuber wird bei der UEFA EURO 2016 in Frankreich bei vielen Spielen live dabei sein. Er ist Doping-Kontrolleur – und der einzige Österreicher dieses Expertenteams, das für mehr sportliche Fairness sorgt.
Von Claudia Funder
Lienz –Wenn am 10. Juni die UEFA Europameisterschaft in Frankreich angepfiffen wird, rückt König Fußball für einige Wochen wieder in den Fokus der Sportwelt. Fans werden die Stadien füllen und die Stars genau ins Visier nehmen. Prüfende Blicke auf die Athleten warten aber auch von Doping-Kontrolleuren.
Einer von ihnen und der einzige von der UEFA beauftragte Österreicher ist der Kinderarzt Franz Krösslhuber. 2004 nahm der Lienzer sein Engagement gegen unerlaubte Substanzen und Hilfsmittel im Sport auf. Die Frage nach dem Hauptargument für seinen Einsatz hat er rasch beantwortet: „Aus Fairness- und gesundheitlichen Gründen“.
Krösslhuber kontrolliert Sportler diverser Disziplinen – von Biathlon und Snowboard über Kanu und Schießen bis zum Radsport, um nur einige zu nennen. Allein in Sachen Fußball rückte er im vergangenen Jahr rund 25-mal aus.
In seiner Mission klopft er stets unangemeldet an, auch zu Hause. „Spitzensportler müssen für jeden Tag eine Stunde angeben, in der sie zur Kontrolle anzutreffen sind“, erklärt Krösslhuber. Die Konsequenzen für jene, die wiederholt nicht vor Ort erreichbar seien, würden bis zur Sperre reichen.
Es gibt sie, die typischen „doping-gefährdeten“ Disziplinen. „Der Effekt ist im Ausdauersport sicher am größten, daher wird hier das höchste Risiko eingegangen“, so die Theorie des Lienzers. Fußball zähle nicht zu jenen Sportarten, bei denen mit Doping viel erreicht werden könne. Vergleichsweise selten werde getrickst. Häufige überraschende Kontrollen dienen aber der Abschreckung.
„Früher wurden die Spieler, die zur Doping-Kontrolle mussten, ausgelost. Heute gibt es viele Zielkontrollen aufgrund bisheriger Ergebnisse“, erklärt Krösslhuber. Kicker mit suspekten Werten kommen also öfter zum Zug.
Bei der Matchkontrolle werden die Mannschaften eine Viertelstunde vor Ende des Spieles informiert. Die ausgewählten Spieler – je zwei jeder Mannschaft – stehen unmittelbar nach dem Schlusspfiff unter Beobachtung. Im Doping-Kontrollraum sind unter Aufsicht für die Urintests mindestens 90 Milliliter Harn abzugeben – eine Menge, die mitunter schon einmal Probleme bereitet. Und Geduld erfordert. „Im Schnitt dauert es 90 Minuten“, weiß Krösslhuber aus Erfahrung. Es können aber auch Stunden vergehen. Der Großteil unerlaubter Substanzen ist mittels Harnprobe nachweisbar. Die Spieler seien zum überwiegenden Teil sehr kooperativ, gehe es doch um Chancengleichheit.
Bei der EURO 2016 sind jeweils zwei Kontrolleure im Stadion. Krösslhuber wird für die Blutkontrollen zuständig sein, ein Kollege für die Harnkontrollen. Das Programm wird in Frankreich um zusätzliche Parameter erweitert. Der Lienzer wird während der gesamten EURO vor Ort sein, es gibt auch schon im Vorfeld Kontrollen.
Schwer nachweisbar ist Gendoping. „Es befindet sich noch in der Erprobungsphase – auf beiden Seiten“, sagt Krösslhuber. Es gebe keine Hinweise, dass es schon praktiziert werde, sei aber theoretisch bereits möglich.
Der Lienzer hat als Jugendlicher selbst Fußball gespielt und sich während des Studiums Geld damit dazuverdient. Die Kontrollen brachten ihm diesen Sport nach vorübergehender Distanz wieder näher. Er ist bei den spannendsten Matches im Stadion mit dabei – längst mit Begeisterung.
Wem er selbst die Daumen drückt? „Die Sympathien wechseln, es ist immer wieder eine andere Mannschaft“, verrät der Arzt, der ergänzt, dass er oft eine Schwäche für „Underdogs“ hat.
Nach der EURO wird Franz Krösslhuber in eine ganz andere Welt eintauchen. Er reist nach Afrika, um wieder Patienten in einem Gesundheitszentrum im Südsudan zu versorgen, das auf seine Initiative hin mit Osttiroler Spenden realisiert wurde.