Franziskus als Retter in der Not
Vatikanstadt (APA/AFP) - Das Wort, das am häufigsten fällt, ist das vom „Retter“. Als Retter in der Not ist Papst Franziskus am Samstag auf ...
Vatikanstadt (APA/AFP) - Das Wort, das am häufigsten fällt, ist das vom „Retter“. Als Retter in der Not ist Papst Franziskus am Samstag auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos gelandet, hat sich ein Bild vom Leben der Flüchtlinge im Registrierungslager Moria gemacht - und zwölf von ihnen kurzerhand mit nach Rom genommen, wo sie vorerst in der katholischen Gemeinde Sant‘Egidio im Stadtteil Trastevere unterkommen sollen.
„Wir danken dem Papst, wir werden zeigen, dass wir diese Chance verdient haben“, sagte der 51-jährige Lehrer Rami aus dem syrischen Deir al-Zor (Deir ez-Zor) der Tageszeitung „La Stampa“. Er war mit seiner Frau Suhia und drei Kindern zwischen sieben und 18 Jahren aus seiner Heimat geflohen, nachdem ihr Haus im Bürgerkrieg zerstört worden war. Rami sagte, er wisse noch nicht, ob er die Zukunft in Europa verbringen werde - oder eines Tages in ein Syrien „ohne Krieg und Gewalt zurückkehren kann“.
Die zwölf Syrer, die mit dem Papst nach Italien reisten, wollten ursprünglich alle nach Deutschland - wie das Gros ihrer Landsleute. Doch dann wurde die Balkanroute zwischen Syrien und Nordeuropa abgeriegelt, und sie saßen auf Lesbos fest. „Auf Lesbos haben wir verstanden, dass wir an einem Fleck festsaßen, den wir nicht mehr verlassen konnten - eine Falle, ein Gefängnis“, sagt der Ingenieur Hasan aus Damaskus. Nun werden die zwölf syrischen Flüchtlinge voraussichtlich zunächst in Italien Asylanträge stellen.
Hasans Frau Nur äußert die Hoffnung, dass die Geste des Papstes auf die Flüchtlingspolitik in Europa Auswirkungen haben wird. Im Herbst hatte Franziskus angeregt, jede Kirchengemeinde in Europa solle eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. Vielerorts verhallte die Aufforderung ungehört. Als er nun nach Lesbos reiste, schlug ein Mitarbeiter dem Papst vor, dort ein Zeichen zu setzen. Er habe „sofort zugestimmt“, sagte der Papst, selbst Nachfahre italienischer Einwanderer in Argentinien.
Der Papst erinnerte auf Lesbos an einen berühmten Ausspruch der katholischen Ordensfrau Mutter Teresa, die zu Lebzeiten den Friedensnobelpreis erhielt und am 4. September heiliggesprochen werden soll. Seine Hilfe für die syrischen Flüchtlingsfamilien sei „nur ein Tropfen im Meer“, sagte der Papst. „Aber nach diesem Tropfen wird das Meer nie wieder dasselbe sein.“
Zu den Flüchtlingen, die der Papst mit nach Rom nahm, zählt der sechsjährige Omar. Unter dem Eindruck ständiger Bombenangriffe sei er ins Schweigen verfallen, sagt seine Mutter Wafa. „Kein Wort verlässt seinen Mund, er hat sich in ein undurchdringliches Schweigen zurückgezogen.“ Die Tage auf Lesbos wurden ihr unerträglich lang. Doch dann kam der Papst. „Franziskus hat uns das Leben zurückgegeben.“