Ölexporteure über Produktionsdrosselung zerstritten
Doha (APA/Reuters/dpa) - Die Verhandlungen über eine Drosselung der Ölförderung stocken. Saudi-Arabien habe eine Kehrtwende vollzogen, sagte...
Doha (APA/Reuters/dpa) - Die Verhandlungen über eine Drosselung der Ölförderung stocken. Saudi-Arabien habe eine Kehrtwende vollzogen, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen am Sonntag. In einem neuen Entwurf für die angestrebte Vereinbarung in Doha heiße es nun, alle Länder des Ölkartells Opec müssten mitziehen.
Damit erscheint eine verbindliche Einigung kaum realisierbar, weil der Iran - der Erzrivale Saudi-Arabiens im Nahen Osten - bereits mehrfach angekündigt hat, seine Ölproduktion nach dem Ende der Sanktionen im Zuge des Atomstreits zunächst hochfahren zu wollen.
Die Verhandlungen über ein Einfrieren der Fördermenge seien nach der Ankündigung des Iran, keine Vereinbarung unterzeichnen zu wollen, auf den Nachmittag verschoben worden, berichtete der TV-Sender Al Jazeera. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg unter Berufung auf einen Offiziellen aus Ecuador gibt es aber eine generelle Einigung, deren Formulierung angepasst werden müsse.
Die Verhandlungen in Katar starteten verspätet am Sonntagnachmittag. Die Aussicht auf eine Drosselung der Produktion hat den Ölpreis seit den Tiefständen im Jänner schon um 60 Prozent auf fast 45 Dollar pro Fass anziehen lassen. Zuvor war er seit Mitte 2014 wegen des riesigen Überangebots von 115 Dollar pro Barrel abgestürzt.
Der neue Entwurf, den Reuters einsehen konnte, enthielt keine verbindlichen Punkte mehr. Ölexporteure aus der Opec und anderen Ländern sollten sich auf eine Deckelung auf ein „angemessenes Niveau“ verständigen, sofern alle wichtigen Förderstaaten mitmachten. „Ich bin mir nicht sicher, ob man das ‚Einfrieren‘ nennen kann“, sagte ein Opec-Vertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte. Sollte es keine verbindliche Einigung geben, rechnen Experten damit, dass der Kampf um Marktanteile kein Ende findet, was dafür sprechen würde, dass der Ölpreis wieder fällt.
Der Iran ist in Doha nicht vertreten. Denn Insidern zufolge sollte zunächst auf Drängen Saudi-Arabiens eine Einigung nur mit allen kompromissbereiten Ölstaaten erzielt werden. Das iranische Ölministerium hatte am Samstag erneut betont, von der Aufhebung der Sanktionen nach dem Atomabkommen profitieren zu wollen und daher nicht an einer Deckelung interessiert zu sein. Die anderen Exporteure müssten dies als neue Realität anerkennen.
In einem früheren Entwurf für die Doha-Verhandlungen hatte es geheißen, die Produktion solle auf dem Jänner-Niveau eingefroren werden. Dies solle zunächst bis Oktober gelten. Dann müsse es ein weiteres Treffen in Russland geben.