Das Feilschen um den Öl-Deal und zwei Erzrivalen

Doha (APA/dpa) - Es gibt zu viel Öl auf dem Markt. Der niedrige Preis freut Verbraucher, etwa Autofahrer und Heizölkunden - reißt aber riesi...

Doha (APA/dpa) - Es gibt zu viel Öl auf dem Markt. Der niedrige Preis freut Verbraucher, etwa Autofahrer und Heizölkunden - reißt aber riesige Löcher in Staatshaushalte. Deswegen soll ein Deal nun Stabilität zurückbringen.

Die Hoffnung war groß. Das Treffen wichtiger Ölproduzenten in Katar, der Hauptstadt des Emirats, sollte am Sonntag einen Durchbruch am Ölmarkt bringen. Durch eine Deckelung der Fördermenge sollte die schwierige Lage für die Produzenten stabilisiert werden und die Preise wieder steigen - so der Plan. Doch die Verhandlungen zogen sich hin, bis zum Abend stand kein Ergebnis. Im Fokus: das mächtige Ölförderland Saudi-Arabien und der Iran.

Kurz vor dem Treffen bekräftigte der iranische Ölminister, das Land weigere sich, die Fördermenge zu deckeln. Die Produktion werde wie geplant auf vier Millionen Barrel am Tag erhöht, und damit auf den Level vor den westlichen Sanktionen, wie Ölminister Bijan Namdar Zanganeh nach Angaben der Nachrichtenagentur Shana sagte. Und: „Da wir einen Plan fürs Einfrieren nicht unterzeichnen wollen, gibt es auch keine Notwendigkeit, jemanden vor Ort in Doha zu haben.“

Bereits vor dem Treffen in Doha hatten viele Analysten daran gezweifelt, dass es überhaupt eine verbindliche Übereinkunft geben werde. Im Gespräch war zuletzt, die Ölproduktion auf dem Niveau vom Jänner einzufrieren, um dem Preisverfall auf dem Weltmarkt entgegenzuwirken. Am Golf verhandelten Vertreter von mehr als einem Dutzend Ölförderer, darunter das mächtige Saudi-Arabien und Russland.

Derzeit übersteigt das weltweite Angebot den Bedarf um 1,5 Millionen Barrel pro Tag, wie Öl-Experte Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg sagte. Das Überangebot an Öl auf dem Weltmarkt ließ den Preis seit 2014 kontinuierlich abrutschen. Russland pumpte kürzlich so viel wie seit Jahrzehnten nicht. Saudi-Arabien flutete den Markt, um seine Anteile am Geschäft gegen aufstrebende Ölproduzenten wie Fracking-Firmen in den USA zu verteidigen.

Und seit kurzem setzt auch noch ein anderer Förderer die Saudis unter Druck: Ihr Erzfeind Iran. Im Jänner brach Riad die diplomatischen Beziehungen mit Teheran ab. Vorausgegangen war ein Streit um die Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen im sunnitischen Saudi-Arabien und darauffolgend die Stürmung der saudischen Botschaft in Teheran.

Nun also streiten sich die Regionalmächte am Golf auch auf dem Ölmarkt. Nach dem Atomdeal kehrte der Iran mit der Aufhebung der Sanktionen im Jänner zurück auf die internationale Bühne. Auf den Vorschlag einer Einfrierung des Ölpreises reagierte Ölminister Zanganeh zuletzt mit zwei Worten: „Ein Witz“.

Aus Sicht Teherans nicht unverständlich: Das Land litt jahrelang unter einem Öl-Embargo. Nun will es sich den Aufschwung nicht durch künstliche Grenzen kaputt machen lassen. Auf vier Millionen Barrel pro Tag will das Land seine Produktion hochfahren. Zum Vergleich: Saudi-Arabien - der weltgrößte Erdöl-Exporteur - förderte zuletzt mehr als 10 Millionen Barrel.

Die Ölschwemme ließ den Preis um bis zu 70 Prozent einbrechen. Und die Förderstaaten leiden. Beispiel Saudi-Arabien, dessen Staatshaushalt zu fast 90 Prozent aus Öleinnahmen besteht. 2015 drohte dem Land dem Internationalen Währungsfonds zufolge ein Defizit von 21 Prozent.

Doch fast alle beteiligten Staaten haben massive Probleme - und wollen deshalb den Teufelskreis aus billigem Öl und darauf folgender Mehrproduktion, die wiederum zu einem weiteren Preisverfall führt, durchbrechen. Das Leid der Ölstaaten ist dabei die Freude der Verbraucher in aller Welt. Benzin und Heizöl sind günstig. Auch die Wirtschaft profitiert von den günstigen Energiepreisen.