Ölpreisverfall

Keine Begrenzung der Förderung: Ölpreis und Aktien auf Talfahrt

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Die Autofahrer kann es freuen - und die Ölförderer werden wohl weiter leiden. Im Kampf gegen die niedrigen Ölpreise sind Gespräche zur Deckelung der Produktion vorerst gescheitert.

Doha – Im Kampf gegen die niedrigen Ölpreise haben die Förderländer einen Rückschlag erlitten. Gespräche zur Deckelung der Produktion, um dem Preisverfall auf dem Weltmarkt entgegenzuwirken, scheiterten am Sonntag in Doha, wie Katars Energieminister Mohamed bin Saleh sagte. Nach Angaben des nigerianischen Ölministers werde es ein erneutes Treffen wahrscheinlich im Juni geben.

Es war zunächst unklar, ob die verfehlte Einigung mit der Absage des Irans an eine mögliche Deckelung zu tun hat. Teheran hatte zuvor mitgeteilt, bei den Plänen der mächtigen Fördernationen Saudi-Arabien und Russland nicht mitmachen zu wollen: „Da wir einen Plan fürs Einfrieren nicht unterzeichnen wollen, gibt es auch keine Notwendigkeit, jemanden vor Ort in Doha zu haben“, sagte Ölminister Bijan Namdar Zanganeh am Sonntag nach Angaben der Nachrichtenagentur Shana.

Iran will Produktion erhöhen

Der Iran werde aber seine Produktion auf vier Millionen Barrel am Tag - und damit auf den Level vor den im Jänner aufgehobenen Sanktionen - wie geplant erhöhen, so der Minister.

Wegen der Haltung Teherans hatten Analysten ein Scheitern der Gespräche nicht ausgeschlossen. Riad, bestimmendes OPEC-Mitglied, befürchtet, dass sein Erzfeind Iran aus der eigenen Zurückhaltung Kapital schlagen und der Ölindustrie des Königreichs damit schaden könnte.

Ölpreis sackt nach gescheitertem Treffen ab

Nachdem offiziell bekannt wurde, dass die Verhandlungen vorerst gescheitert sind, ist der Ölpreis auf Talfahrt gegangen. Im asiatischen Handel fiel der Ölpreis zu Handelsbeginn am Montagmorgen um knapp sieben Prozent. Auch die Börsen weltweit gaben nach - vor allem in Russland, das stark abhängig von Erlösen aus dem Ölverkauf ist. Die Ölproduzenten hatten sich zuvor nicht auf ein Einfrieren der Fördermenge einigen können.

Wenige Stunden nach Öffnung der Märkte in Asien lag der Preis für die US-Referenzsorte WTI immer noch rund fünf Prozent im Minus bei 38,34 Dollar (33,98 Euro) pro Barrel (159 Liter). Die Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni lag 4,55 Prozent niedriger bei 41,13 Dollar. Zuvor hatte der Preis für die beiden Sorten den tiefsten Stand seit zehn Tagen erreicht.

Der Leitindex der russischen Börse sackte am Morgen um mehr als vier Prozent ab und notierte am Vormittag mit 3,74 Prozent im Minus. Die russische Währung, der Rubel, verlor fast drei Prozent gegenüber dem Dollar. Auch die Börsen in Frankfurt am Main, London und Paris gaben leicht nach. Der DAX sank zu Handelsbeginn um fast 1,2 Prozent, verkleinerte das Minus aber bis zum Nachmittag.

Ölpreis bis zu 70 Prozent eingebrochen

Die Ölpreise waren von Mitte 2014 bis Ende 2015 wegen eines Überangebotes um bis zu 70 Prozent eingebrochen. Zwischenzeitlich erholten sie sich wieder leicht. Das Scheitern der Gespräche dürfte dem Ölpreis einen weiteren Schlag versetzen.

Die Ölschwemme war unter anderem deswegen entstanden, weil führende Förderer wie Saudi-Arabien im Zuge wachsender Konkurrenz - zum Beispiel durch die von US-Firmen eingesetzte Fördertechnik Fracking - ihre Marktanteile durch eine Erhöhung der Produktion halten wollten. Verbraucher freuen sich zwar über günstige Preise für Benzin und Heizöl. Den Förderländern aber rissen sie riesige Löcher in die Haushaltskassen.

Beobachter hatten zuvor Zweifel an der Wirksamkeit der Pläne zum Einfrieren auf dem Förderniveau von Jänner geäußert. Neben dem Iran waren auch die USA und Norwegen nicht an den Gesprächen beteiligt. Zudem gab es Bedenken, dass im Jänner bereits zu viel Öl gefördert worden sei, als dass eine Deckelung auf diesem Niveau den Kurs steigen lassen könnte. (APA, dpa, AFP)