„Tanz der Vampire“: Berliner Biss mit Wiener Särgen

Berlin/Wien (APA) - Wiener Biss für Berlin: Wenn sich Menschen mit Fangzähnen und Capes vor einem Theater zusammenrotten, kann das - zuminde...

Berlin/Wien (APA) - Wiener Biss für Berlin: Wenn sich Menschen mit Fangzähnen und Capes vor einem Theater zusammenrotten, kann das - zumindest meist - nur bedeuten, das 1997 in Wien uraufgeführte Musical „Tanz der Vampire“ ist in der Stadt. Am Sonntag sind die Blutsauger im Berliner Theater des Westens gelandet, wo sie den Auftakt einer Tourneeproduktion begingen.

Den dominanten Part des blutrünstigen Grafen von Krolock übernimmt in seinem umjubelten Rollendebüt Mark Seibert, gerade von der Wiener „Mozart!“-Produktion kommend - allerdings nur bis 12. Juli, wenn der gebürtige Frankfurter wieder nach Wien zurückkehrt und sich auf seine Titelrolle in der anstehenden Uraufführung von „Schikaneder“ vorbereitet. Für die Partie sei es einstweilen ein gutes Training, mit Vampirzähnen im Mund deutlich singen zu müssen, scherzte der Star des Abends im APA-Gespräch.

Über 7,5 Millionen Besucher in zwölf Ländern haben seit der Uraufführung 1997 im Raimundtheater das Stück gesehen, für dessen Regie Roman Polanski persönlich seinen Kultfilm für die Bühne adaptierte, während Michael Kunze für die Musik von Jim Steinman das Libretto schrieb. Stage Entertainment als Produzent möchte diese Zahlen nun noch steigern, indem man die Inszenierung mit kleineren Adaptionen zur Tourneeproduktion umfunktioniert hat. Die Särge - inklusive Leiche - stammen dabei aber noch aus Wien. Fixiert ist bereits der Einsatz in München, wo das Stück ab 5. Oktober im Deutschen Theater zu sehen ist.

„Tanz der Vampire“ besitze eine Fanbasis wie kaum ein anderes Stück, zeigte sich Stage-Pressesprecher Stephan Jaeckel gegenüber der APA fasziniert. Es sei auch die Produktion des Konzerns, bei der man am meisten Mehrfachgeher unter den Zuschauern verzeichne.

Eine kleine Hoffnung, dass die Produktion auch nach Österreich kommt, können heimische Fans von langen Vorderzähnen haben. „Ganz ausschließen würde ich es nicht“, so der Musical-Spartenchef der Vereinigten Bühnen Wien (VBW), Christian Struppeck, im APA-Gespräch. Die Tantiemen der Produktion fließen an die VBW, wo auch die kreative Kontrolle liege: „Wir haben nicht das Risiko, dass wir die Produktion finanzieren müssen, aber wir sind mit im Boot.“ Im Gegenzug läuft derzeit die Stage-Produktion „Ich war noch niemals in New York“ in Wien. „Wir haben das quasi als Austausch gemacht“, so Struppeck.

Die Kooperationen auf verschiedenen Ebenen seien ein Baustein, die Kosten zu senken: „Wir sind dazu angehalten, auf unsere Budgets zu achten, und da sind Koproduktionen ein Element.“ Da müsse auch nicht jedes Stück in Wien die Uraufführung feiern. Ein weiterer Vorteil sei, dass man auf diese Weise den Spielplan schneller wechseln könne: „Man kann mehr Stücke machen.“ Überhaupt sei die Bedeutung der Sparte VBW International nicht zu unterschätzen, hätten doch bis dato 22 Millionen Menschen in 21 Ländern Stücke aus Wien gesehen.

Das Theater des Westens - unweit der Berliner Nobelallee Kurfürstendamm gelegen - ist dabei auch in anderer Hinsicht ein interessantes Objekt für die VBW, stellt der historische Theaterbau doch ein gewisses Vorbild für das Raimundtheater dar. So wurde hier vor wenigen Jahren im Vergleich zu den 80ern mit einem Umbau die Zahl der Sitzplätze um gut 200 auf 1.600 erhöht. In Wien steht die Entscheidung über einen Ausbau im Zuge der notwendigen Sanierungsarbeiten am Gebäude hingegen noch aus.

Derzeit finden rund 1.200 Zuschauer Platz im Raimundtheater - was die VBW gerne steigern würden. Manch aufwendige Stücke könne man in der derzeitigen Variante schlicht nicht machen. Der Ball liege nun im Feld der Politik. „Es drängt insofern, dass das Haus wirklich baufällig ist und etwas gemacht werden muss“, mahnte Struppeck zur Eile.

In seiner Rolle als Musicalchef sollte Struppeck die Neuadaptierung noch erleben, wurde sein Vertrag doch vor kurzem um zwei Jahre bis 2020 verlängert. Eine Verlängerung über diesen Zeitpunkt hinaus will er anders als sein Opernkollege Roland Geyer nicht ausschließen: „Mal schauen. Ich bin immer offen für alles. Mir gefällt es, und es macht mir Spaß, aber jetzt schauen wir erst mal.“

(S E R V I C E - http://go.apa.at/0lcpcvg7)