Internationale Pressestimmen zum Besuch von US-Präsident Obama in EU
Hannover (APA/AFP/dpa) - Internationale Tageszeitungen schrieben am Montag zum Besuch von US-Präsident Obama in Deutschland:...
Hannover (APA/AFP/dpa) - Internationale Tageszeitungen schrieben am Montag zum Besuch von US-Präsident Obama in Deutschland:
„Die Welt“ (Berlin):
„Es liegen Welten zwischen dem Barack Obama, der als Kandidat vor acht Jahren in Berlin euphorisch gefeiert wurde, und dem, der in Hannover von Zehntausenden Anti-TTIP-Demonstranten begrüßt wurde. Das Verhältnis der Deutschen zu Obama ist seit dem NSA-Skandal merklich abgekühlt. Ansonsten gehört Deutschland jedoch zu den Aktivposten im distanzierter gewordenen europäisch-amerikanischen Verhältnis. Die Deutschen sind gefragte Gesprächspartner in Washington und Angela Merkel bekommt als erste einen Anruf aus dem Weißen Haus, wenn es Probleme zu lösen gilt in oder mit Europa. Obamas Abschiedsbesuch in Deutschland ist so auch ein Zeichen des Respekts für eine Kanzlerin, die für die Amerikaner zu einem einsamen Stabilitätsanker in einem von Krisen geschüttelten Europa geworden ist.“
„Stuttgarter Zeitung“ (Berlin):
„Für den Mann im Weißen Haus ist Kanzlerin Angela Merkel die erste Adresse in Europa. George W. Bushs Ära der Alleingänge ist Geschichte. Obama schätzt Merkels Verlässlichkeit, ihren Pragmatismus und den Mut seiner „Freundin“ in der Flüchtlingskrise. Dennoch fällt die vorläufige Bilanz der deutsch-amerikanischen Beziehung unter Obama ambivalent aus. Der engen politischen Freundschaft an der Spitze steht eine gewisse Entfremdung in der Bevölkerung gegenüber; die zugleich weiß, dass Barack Obama ihr näher steht, als es ein möglicher Nachfolger Donald Trump je täte.“
„Lidove noviny“ (Prag):
„Die Supermacht USA betrachtet das Jammern in Europa aus einem weiteren Blickwinkel. Das, was wir für eine Systemkrise halten, ist für die Amerikaner ein lösbares Problem. Ein wirkliches Problem wäre ihrer Ansicht nach erst der Zerfall der EU. Den Gedanken der engen Zusammenarbeit der europäischen Staaten unterstützen die USA bereits seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Schon allein deshalb ist (Barack) Obama in der europäischen Krise kein neutraler Beobachter, sondern er unterstützt offen den Verbleib Großbritanniens in der EU. Er sieht darin nicht zuletzt ein Mittel, (Wladimir) Putins schönen Traum vom großen Russland zu schwächen.“