Berufspiloten sind im Steigflug
Die Austrian Airlines suchen aktuell 160 neue Piloten. Aufbruchsstimmung ist auch beim Heer: Das Interesse am Militärpiloten hat sich verdreifacht. Je nach Ausbildung spielen Alter, Gesundheit und Geld eine große Rolle.
Von Margit Bacher
Innsbruck, Matrei in Osttirol –„Ab 30 wird’s mit dem Einstieg in die Berufsfliegerei schwierig“, sagt Reinhard Mussmann, Geschäftsführer der Fly West GmbH in Innsbruck. Aber die Jobchancen für Piloten seien im Moment so gut wie schon lange nicht mehr. Allein die Austrian Airlines suchen aktuell 160 Pilotinnen und Piloten und auch die Ryanair ist weiter auf Expansionskurs. „Der Ostmarkt hat in den letzten Jahren viele Piloten abgesaugt“, berichtet Mussmann – mit ein Grund, warum es derzeit einen so großen Bedarf an Berufspiloten gibt.
Beim Heer habe das steigende Interesse an der Ausbildung zum Militärpiloten auch mit der aktuellen politischen Lage zu tun und den Budgeterhöhungen für das Heer, ist Oberst Josef Pargger vom Heerespersonalamt in Innsbruck überzeugt. „Sind noch vor einiger Zeit rund 60-70 Interessenten zu unseren 6 x im Jahr stattfindenden Informationstagen für die Ausbildung zum Militärpiloten gekommen, so hat sich diese Zahl inzwischen verdreifacht“, berichtet Oberst Pargger – pro Informationsveranstaltung würden mittlerweile zwischen 150-200 Leute kommen.
Was dabei viele übersehen, ist die magische Zahl 23. Diese Altersgrenze, das 23. Lebensjahr, darf zu Beginn der praktischen fliegerischen Eignungsfeststellung noch nicht vollendet sein. Und dies ist für einige Bewerber oft schon der erste Stolperstein auf dem Weg zum Traumberuf, bedauert Oberst Pargger.
Ins militärische Cockpit darf, wer die strengen medizinischen, physischen und psychologischen Intensivchecks positiv besteht und sich auch einer militärischen Berufsausbildung unterzieht. Insgesamt dauert damit die Berufsausbildung im Schnitt fünf Jahre. Die einzelnen Voraussetzungskriterien auf dem Weg zum Militärpiloten sind im Kasten rechts angeführt.
„Im ersten Teil des Auswahlverfahrens, wo es um die medizinische und psychologische Untersuchung auf einem sehr hohen Niveau geht, haben damals 13 Personen mit mir die Tests im Prüfzentrum in Wien-Stammersdorf gemacht“, erinnert sich Martin Fuetsch, der als Einziger übrig geblieben ist.
Der gebürtige Matreier hat seinen Kindheitstraum verwirklicht und ist Hubschrauberpilot beim Bundesheer geworden. Als Maturant – er hat die HTL für EDV und Organisation in Villach absolviert – hätte er auch Eurofighterpilot werden können. Aber bereits im Eignungsverfahren und während der Ausbildung finden Selektionen statt und – zusammen mit der eigenen Präferenz – entscheidet letztlich eine Kommission, auch je nach Bedarf, über den späteren Einsatz.
Fuetsch liebt die Gebirgsfliegerei, dort wo er stationiert ist, am Fliegerhorst in Aigen im Ennstal. „Im Schnitt bin ich sicher drei Monate im Auslandseinsatz“, erzählt der 33-Jährige, zum Beispiel am Notarzthubschrauberstützpunkt in Sarajewo. Militärpilot zu sein, erfordert ein hohes Maß an Flexibilität, bedeutet für ihn aber auch, „wirklich fliegen zu dürfen“.
Allerdings dürfen Militärpiloten nicht ein Leben lang beim Heer fliegen, teilt Oberst Pargger mit, denn Eurofighter-Piloten müssen im Alter von 45 Jahren aufhören, die anderen dürfen bis zum 53. Lebensjahr fliegen. Daher inkludiere die Ausbildung zum Militärpiloten die legale Option, irgendwann auch in die Privatwirtschaft zu wechseln. „Vor Jahren ist zum Beispiel ein ganzer Schwung von unseren Hubschrauberpiloten zum ÖAMTC gewechselt“, berichtet Pargger.
Weniger streng im Hinblick auf körperliche Tauglichkeit sind die Aufnahme-Anforderungen zum Linienpiloten, die Ausbildung erfolgt aber natürlich gemäß strengen europäischen Standards, sagt Flugschulbetreiber Reinhard Mussmann von Fly West. Mitbringen müssen die Kursteilnehmer allerdings viel Zeit und persönliches Engagement, eine gefülltere Geldtasche – kostet die knapp zweijährige Ausbildung doch rund 70.000 Euro –, außerdem Hausverstand sowie technisches Interesse, gutes Englisch und vor allem die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Über die Fliegertauglichkeit entscheidet ein Flugarzt. Dieser muss – noch bevor es für Flugschüler das erste Mal in die Luft geht – ein positives Gutachten erstellen.
Mussmanns Flugschule ist die einzige in Tirol und Vorarlberg, die die Ausbildung zum Linienpiloten anbietet. „Mit der Berufspilotenlizenz und dem ,frozen ATPL‘ ist man bereit für die Berufsfliegerei“, sagt er. Aber dann gehe das Bewerben bei den Fluglinien erst los. Und die allermeisten sind dann noch immer ohne das so genannte Type-Rating. Denn erst mit dieser Musterberechtigung dürfen Piloten gewisse Flugzeugtypen überhaupt fliegen. Und das bedeutet: Entweder zahlt der künftige Arbeitgeber das Type-Rating oder es heißt: Weitere 15.000-30.000 Euro in die Berufspilotenausbildung investieren, je nach Flugzeugtyp.
Anforderungsprofil für Militärpiloten
Militärfliegertauglichkeit: Der Richtwert für die Körpergröße beträgt 162-193 cm. Jener für das Körpergewicht liegt bei höchstens 95 kg und mindestens 56 kg. Allgemein gilt die Formel: Körpergröße minus 100+5 %. Farbtauglichkeit ist auch notwendig. Für Brillen- bzw. Kontaktlinsenträger gilt: korrigierter Visus bis -2 Dioptrien und bei Astigmatismus von maximal 0,5 Dioptrien.
Allgemeine Eignungskriterien: Pflichtschulabschluss oder Reifeprüfung (für Eurofighterpiloten). Nachzuweisen ist außerdem ein einwandfreier Leumund. Das Ergebnis der Stellungskommission muss mindestens die Wertungsziffer 7 oder höher aufweisen. Zu Beginn der praktischen fliegerischen Eignungsfeststellung darf der Bewerber das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.