Und im Kühtai gibt es noch Pulverschnee
Beste Skitourenbedingungen – vom Parkplatz weg – haben wir im Kühtai und am Sulzkogel vorgefunden. Auch wenn uns der Gipfelsieg ob des Lawinenrisikos verwehrt geblieben ist, wurden wir mit einer grandiosen Pulverabfahrt entlohnt.
Kühtai –Der Frühling hat – zumindest vorerst – den Kampf gegen den Winter verloren. Speziell im Gebirge und Hochgebirge. Temperaturen jenseits der Nullgrad-Grenze, Neuschnee in Form vom feinstem Pulver. Diese Woche herrschten Verhältnisse, wie man sie sich Anfang Jänner eigentlich gewünscht hätte. Wie oft kommt man Ende April schon in den Genuss, Tiefschneeschwünge in frischen Powder ziehen zu dürfen? Geschweige denn, direkt beim Auto in seine Tourenskier einzusteigen und wieder bis zum Parkplatz, ohne einen Zentimeter tragen zu müssen, zurückzukehren?
Das Kühtai auf 2000 Metern macht’s derzeit noch möglich. Und genau deshalb ging’s für uns diese Woche dorthin. Auf den Sulzkogel nämlich, der uns diesmal nicht mit Firn, sondern mit einer herrlichen Winterlandschaft belohnte. Wie im Hochwinter.
So kommt man hin: Wir starten unsere Tour beim Parkplatz Alpenroselift und folgen der Piste hinauf bis zum Graf Ferdinand Haus. Entlang der Asphaltstraße bringt uns der Weg unterhalb der Staumauer hinauf zum Finstertaler Stausee. Wir entledigen uns der Steighilfe und wandern an der Ostseite, also auf der linken Seite des Sees, in Richtung Süden taleinwärts bis zum Ende des Sees. Wüsste man nicht, dass man sich hier in Tirol befände, könnte man glauben, die Skitour führe irgendwo an einem norwegischen Fjord vorbei. Ausgeträumt – wir sind im Kühtai.
Es wird wieder steiler, und wir folgen der frischen Spur, die in eine rund 20-Zentimeter-Neuschneeschicht gepresst ist, nach oben. Bis zu einem großen Stein. Nach links führt der Aufstieg hinauf zur Finstertaler Scharte. Unser Ziel ist der 3016 Meter hohe Sulzkogel, und deshalb halten wir uns rechts. Zwischen zwei Felsen hindurch und mit einigen Spitzkehren versehen, bringen wir den für heute vermeintlich schwierigsten Teil der Tour hinter uns.
Kalter Wind bläst uns um die Ohren, doch der Neuschneezuwachs und das Gefühl, gleich eine Pulverabfahrt erleben zu dürfen, gewinnt die Oberhand. Nicht mehr allzu steil und das Ziel vor Augen, bringt uns der Anstieg weiter nach Westen bis zum sehr steilen und markanten Gipfelanstieg des Sulzkogels. Im Schlepptau unserer Dreiergruppe, zwei Tourengeherinnen aus Bayern, die wie wir in Richtung Sulzkogel unterwegs sind.
„Stopp – der Gipfelhang geht nicht und ist zu gefährlich“, erklärt uns ein alt bekanntes Sellrainer Skitourengesicht, Lukas Ruetz, der gemeinsam mit uns in die Tour gestartet ist und Meister seines Faches ist. Warum? Der Sulzkogel-Gipfelhang hat bereits viele Todesopfer gefordert, da er durch seine südostseitige Exposition bei Nordwestwetterlagen praktisch immer „eingeweht“ ist und die ideale Steilheit für Schneebretter aufweist. Genau dies ist heute der Fall. Wir stoppen und lassen es, wie auch alle anderen Gruppen, die zum Gipfel des Sulzkogels wollen, hier bleiben. Sicherheit hat noch immer die höchste Priorität für Skitourensportler.
Die Jause sparen wir uns diesmal und starten in die Abfahrt. Was uns erwartet? Pulver vom Allerfeinsten, bis zurück zum Stausee. Nur das diffuse Licht zwischendurch wirkt als kleiner Spielverderber.
Zurück beim See, ist die Tour noch nicht ganz zu Ende. Am Ende des Stausees müssen wir noch einmal auffellen, um von dort zurück zur Staumauer und über die Piste zum Auto zu gelangen. Vielleicht der einzige Schönheitsfehler bei der Skitour auf den Sulzkogel.
Nichtsdestotrotz: Das Abenteuer Sulzkogel – ob mit oder ohne Gipfelsieg – hat sich diese Woche definitiv gelohnt. Und sollte irgendwann in nächster Zeit wieder der Frühling Einkehr halten, macht die Tour auch bei Firnverhältnissen noch ziemlich lange Spaß. Nur mit dem Einkehrschwung ist es momentan etwas schwierig, zumal die Gastbetriebe im Kühtai und Sellraintal nach der langen Wintersaison geschlossen sind. (flex)
Infos zur Tour
Route. Talstation Alpenroselift; Höhenmeter zum Sulzkogel (3016 m): 1150; Gehzeit: 3 Std.; Schwierigkeit: schwierig. Beim Retourmarsch zum Stausee muss aufgefellt werden.
Lawinenrisiko. Bitte beachten Sie die aktuelle Lawinenwarnstufe. Der Schlussanstieg zur Scharte und zum Skidepot ist häufig lawinengefährdet.