Fußball: Bayern glauben weiter an sich - Heimstärke macht Mut
Madrid (APA/dpa/Reuters) - Dem FC Bayern München droht in der Fußball-Champions-League ein Deja-Vu-Erlebnis. Nach Real Madrid (2014) und dem...
Madrid (APA/dpa/Reuters) - Dem FC Bayern München droht in der Fußball-Champions-League ein Deja-Vu-Erlebnis. Nach Real Madrid (2014) und dem FC Barcelona (2015) schickt sich zum dritten Mal in Folge im Halbfinale ein spanisches Topteam an, Deutschlands Rekordmeister aus dem Bewerb zu werfen. Durch das 0:1 im Estadio Vicente Calderon stehen die Münchner am Dienstag unter Zugzwang, Hoffnung macht die eigene Heimstärke.
In ihrem „Wohnzimmer“ Allianz-Arena haben die Bayern die jüngsten elf Partien in der „Königsklasse“ allesamt gewonnen - mit einem imposanten Torverhältnis von 41:6. In der Liga wurden diese Saison von 15 Heimspielen 14 gewonnen, auch da tobten sich die Münchner mit 47:6-Toren richtig aus. „Wir glauben an uns. Wir werden alles versuchen, alles investieren. Wir wollen auf jeden Fall den Weg nach Mailand gehen“, kündigte Bayern-Goalie Manuel Neuer kämpferisch an.
Vor der Retourpartie müssen die Münchner am Samstag in der Liga gegen Mönchengladbach antreten. Bei einem vollen Erfolg gegen den Fünften wäre der vierte Meistertitel vorzeitig in der Tasche. Dank des komfortablen Sieben-Punkte-Polsters auf Verfolger Dortmund werden die Gastgeber aber im Hinblick auf das Atletico-Duell sicher nicht in Bestbesetzung antreten. „Wir wollen auf jeden Fall gegen Gladbach gewinnen, planen aber keine Meisterfeier. Wir konzentrieren uns auf die Champions League“, sagte Neuer. Und Kapitän Philipp Lahm ergänzte: „Eine große Party können wir hinterher machen.“
Am Mittwochabend gab es keinen Grund zum Jubeln, mit hängenden Köpfen verließen ÖFB-Star David Alaba und Co. Atleticos Heimstätte. „Erstmal sind wir niedergeschlagen, weil wir hier ein Tor schießen und nicht verlieren wollten. Aber es ist noch nicht vorbei“, richtete Lahm bereits den Blick nach vorne. Dass die Ausgangslage für seine Mannschaft schlechter wurde, ist klar. „Wir haben jetzt eine größere Aufgabe vor uns, als wir es haben wollten“, ist sich Thomas Müller bewusst. Das konnte auch Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge nicht leugnen: „Mit dem Ergebnis hat man uns ohne Frage einen Stein in den Weg gelegt.“
Atletico ein Tor erzielen ist ein schwieriges Unterfangen, das stellte die Truppe von Chefcoach Diego Simeone im Halbfinal-Hinspiel einmal mehr unter Beweis. Nach dem frühen 1:0 durch ein mustergültig abgeschlossenes Solo von Saul Niguez (11.) verwalteten die Gastgeber vor allem geschickt das Resultat und ließen kaum Topchancen zu. „Wir haben vielleicht unsere beste Leistung gezeigt, so wie wir es in der letzten Runde gegen den FC Barcelona gemacht haben“, resümierte Simeone.
Die Bayern kamen erst mit Fortdauer der ersten Hälfte besser ins Spiel und waren nach dem Seitenwechsel tonangebend. „Ich bin zufrieden mit unserer Leistung, aber du brauchst 90 gute Minuten, nicht 75“, sagte der Katalane. Die Leistung in der Anfangsviertelstunde ließ zu Wünschen übrig. Da war Müller wie Franck Ribery noch überraschend auf der Bank. Guardiola musste sich deshalb Kritik anhören. „Diskutieren brauchen wir nicht, es war jetzt so“, sagte Müller zu seiner Reservistenrolle. Kein Verständnis für die Entscheidung hatte Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld. „Müller ist für Bayern wie Messi für Barcelona“, kommentierte der Sky-Experte.
Das gefallene Traumtor von Niguez, der gleich vier Bayern-Spieler schlecht aussehen ließ, war am Ende spielentscheidend. „Er ist ein sehr kompletter Spieler, hat viele gute Anlagen und ist in einer brillanten Verfassung“, lobte Atleticos Coach seinen Matchwinner. Der 21-Jährige begann seine Ausbildung in der Jugend bei Real, wechselte aber schon mit 14 Jahren zum Stadtrivalen Atletico. Diese Saison schaffte er endgültig den Durchbruch, stand 36 Mal in der Anfangsformation, erzielte dabei auch neun Tore.
„Es ist das wichtigste Tor meiner Karriere und wahrscheinlich das schönste noch dazu“, freute sich der Mittelfeldspieler. Mit solchen Auftritten ist das Debüt im spanischen Nationalteam nur eine Frage der Zeit, bisher zählt er zum Stamm der U21-Auswahl seines Landes. „Spanien hat einmal mehr ein großartiges Talent“, weiß auch Guardiola.
Nach dem Titelverteidiger im Viertelfinale könnte Atletico, das in 14 der jüngsten 16 Champions-League-Heimspiele keinen Gegentreffer erhielt, nun den nächsten Titel-Mitfavoriten aus dem Weg räumen. Auch wegen zuletzt fünf Zu-Null-Pflichtspielsiegen in Folge sind die Hoffnungen der Madrilenen auf den zweiten Finaleinzug in den vergangenen drei Jahren absolut berechtigt.
Die Bayern müssen wie 2014 ein 0:1 wettmachen. Damals gingen sie in der Folge gegen Real vor eigenem Publikum 0:4 unter. „Wir sind da in Konter gelaufen. Wir haben absolut daraus gelernt, dass wir nicht in den ersten 15 Minuten jedes Ergebnis drehen müssen. Wir haben 90 Minuten Zeit“, sagte Lahm. Die sollen genützt werden, um die Wende im letzten Champions-League-Heimspiel der Ära Guardiola noch zu schaffen.