Philippischem Präsidentschaftskandidaten Duterte winkt der Sieg

Manila (APA/AFP) - Er hat für jedes Problem eine einfache Lösung, wirft mit unflätigen Begriffen um sich und gibt sich als Macho erster Güte...

Manila (APA/AFP) - Er hat für jedes Problem eine einfache Lösung, wirft mit unflätigen Begriffen um sich und gibt sich als Macho erster Güte. Der Mann heißt nicht Donald Trump, sondern Rodrigo Duterte, aber wie der US-Milliardär wurde er als Präsidentschaftsbewerber lange Zeit unterschätzt.

Nun hat der 71-Jährige gute Chancen, bei der Wahl auf den Philippinen am 9. Mai Nachfolger von Staatschef Benigno Aquino zu werden. Seinen Wahlkampf bestreitet Duterte vor allem mit dem Versprechen, als Präsident gnadenlos gegen Kriminalität und Drogen vorzugehen. Die Lösung sei einfach, sagt er bei einem Auftritt in dem kleinen Ort Lingayen: „Tötet sie alle“. Der Anwalt und langjährige Bürgermeister der Millionenstadt Davao will nach eigenen Angaben hunderttausend Kriminelle hinrichten lassen und so viele von ihnen in der Bucht von Manila versenken, „dass die Fische dick und fett werden“.

Dutertes Strategie, sich als oberster Ordnungshüter zu präsentieren, scheint aufzugehen. In dem unter Kriminalität, Armut und korrupten Sicherheitsbehörden leidenden Land kommt der 71-Jährige derzeit auf 33 Prozent Zustimmung und liegt damit neun Prozentpunkte vor der zweitplatzierten Kandidatin, der Senatorin Grace Poe. Amtsinhaber Aquino darf laut Verfassung nicht erneut antreten.

Im März lag Duterte noch bei 27 Prozent. Danach machte er einen geschmacklosen Witz über ein Vergewaltigungsopfer - und seine Umfragewerte stiegen weiter. Bei einer Wahlkampfveranstaltung äußerte er sich über den Fall einer australischen Missionarin, die 1989 bei einem Häftlingsaufstand in seiner Stadt Davao vergewaltigt und ermordet worden war - und bedauerte, nicht dabei gewesen zu sein, weil sie „so schön“ gewesen sei.

Die Äußerung wurde unter anderem von den Botschaftern Australiens und der USA scharf kritisiert. Daraufhin drohte Duterte, im Fall seines Wahlsiegs die diplomatischen Beziehungen zu den beiden wichtigen Partnerstaaten abzubrechen.

Genauso wenig geschadet hat ihm, dass er Papst Franziskus einmal als „Hurensohn“ beschimpfte und offen mit den zwei Geliebten prahlt, die er sich neben seiner langjährigen Partnerin „hält“. Wenn er den Leuten versichert, dass seine Gespielinnen nur wenig Unterhalt kosten, klatschen sie. Sie wissen: Im Gegenteil zu vielen korrupten Kollegen lebt Duterte bescheiden.

Vor allem aber schauen seine Fans auf seine Arbeit als Bürgermeister von Davao. Er habe in der einstmals von Kriminalität zerfressenen Stadt aufgeräumt, sagt die Politikwissenschaftlerin Clarita Carlos. „Duterte ist ein echtes Phänomen“, ergänzt sie. „Er hat Feuer und politischen Mut.“ Duterte habe die Wähler mit dem Versprechen geködert, grundlegende Probleme rasch und einfach lösen zu können, sagt der Leiter der Philippinischen Menschenrechtskommission, Chito Gascon.

Menschenrechtsaktivisten mahnen, Dutertes Wahlkampfrhetorik ernstzunehmen - denn er steht im Verdacht, brutale Bürgerwehren organisiert oder zumindest toleriert zu haben, die gegen Verdächtige und Straßenkinder vorgingen und seit den 80er-Jahren mehr als tausend Menschen getötet haben sollen.

Jahrelang bestritt der Bürgermeister die Existenz dieser Todesschwadronen aus örtlichen Polizisten, ehemaligen kommunistischen Rebellen und Auftragsmördern. Doch in den vergangenen Monaten brüstete er sich nicht nur mit ihnen, sondern bezeichnete die Schätzungen der Menschenrechtsgruppen als zu niedrig.

Was seinem Land nach dieser Wahl blühen könnte, treibt auch Amtsinhaber Aquino um. Der Sohn des gleichnamigen früheren Oppositionspolitikers, der 1983 unter Diktator Ferdinand Marcos ermordet worden war, warnte am Donnerstag vor „derselben Tyrannei und denselben Problemen“ wie unter Marcos, sollten „diese brutalen Rüpel“ an die Macht kommen. Diese machten sich „Feinde, sobald sie nur den Mund öffnen“, fügte er hinzu.

Aquino spielte damit nicht nur auf seinen mutmaßlichen Nachfolger an, sondern explizit auch auf dessen möglichen Stellvertreter, Ferdinand Marcos Junior. Auch dessen Wahlkampfstrategie, mit den vermeintlichen Errungenschaften unter der Herrschaft seines 1986 gestürzten Vaters zu werben, kommt bei den Menschen gut an.