Gary Johnson, das Zünglein an der Waage

Washington –Die Libertäre Partei in den USA hat Gar­y Johnson erneut als ihren Präsidentschaftskandidaten nominiert. Der 63-Jährige, einst republikanischer Gouverneur von New Mexico, war schon 2012 angetreten und hatte damals knapp ein Prozent der Stimmen gewonnen. Doch Johnson und die Libertären hoffen, dass es heuer deutlich besser laufen wird.

Der Hauptgrund für den Optimismus ist das bisherig­e Durcheinander im Wahljahr. Bei den Republikanern hat sich der Rechtspopulist Donald Trump mit einer internen Revolte die Präsidentschaftskandidatur gesichert und dabei viele Konservative vor den Kopf gestoßen. Bei den Demokraten tut sich die voraussichtliche Kandidatin Hillary Clinton schwer, ihren Vorwahl-Konkurrenten Bernie Sanders abzuschütteln. In beiden Parteien gibt es Frustration und Bitterkeit. Dazu kommt, dass Trump wie Clinton jeweils von mehr als der Hälfte der Amerikaner negativ gesehen werden.

Umfragen belegen eine Sehnsucht vieler Amerikaner nach einer Alternativ­e. Die Libertären meinen, dass sie Anhängern beider Parteie­n etwas anzubieten haben. Mit vielen Republikanern gemeinsam ist ihnen der Wunsch nach einem schlanken Staat. Sie wollen Steuern und Staatsausgaben massiv zurückfahren. Und mit vielen Demokraten gemeinsam sind ihnen ein gesellschaftspolitischer Liberalismus bis hin zur Freigabe von Drogen und die Kritik am militärischen Engagement der Supermacht.

In aktuellen Umfragen liegt Johnson bei gut zehn Prozent. Erreicht er 15 Prozent, kann er an den TV-Debatten teilnehmen, womit das Rennen zu einem Dreikampf würde. Zwar glaubt derzeit kein Experte, dass Johnson tatsächlich Präsident werden kann. Aber in besonders umkämpften Bundesstaaten kann er durchaus den Ausschlag geben. Im Jahr 2000 etwa holte der Grüne Ralph Nader in Florida zwar nur 1,6 Prozent der Stimmen. Doch das verhalf dem Republikaner George W. Bush zu einem hauchdünnen Sieg in Florida und damit zur Präsidentschaft. (floo)