Muren

Die Sellraintalstraße ist nach wie vor gefährdet

Die Spuren der Mure, die am Samstag die Sellraintalstraße verlegte, sind noch zu sehen, ähnliche Ereignisse sind wieder denkbar.
© Domanig

Weitere Vermurungen sind laut Landesgeologie nicht auszuschließen. Sellrainer Anrainer reagieren nach der Katastrophe 2015 sensibel.

Sellrain –„Man kann davon ausgehen, dass solche Ereignisse bei ähnlichen Wetterverhältnissen wieder auftreten können“, erklärt Landesgeologe Gunther Heißel. Er meint damit Vermurungen wie jene in der Nacht auf Samstag, als die Sellraintalstraße zwischen Sellrain und Gries nach Stark­regen und Hagel abschnittsweise verlegt wurde. „Die aufgerissenen Murrinnen wachsen heuer nicht mehr zu, das Gelände ist extrem steil, das Wasser wird nicht abgebremst. Eine Gefährdung der Straße ist also gegeben“, meint Heißel, der aber betont, dass „durch diese Art von Ereignissen keine Gefahr für den Siedlungsraum besteht“.

Was die Straße anbelangt, hätten sich die seit 2015 getroffenen Schutzmaßnahmen bewährt, weitere seien zügig zu verfolgen. „Es ist in diesem Bereich aber nicht möglich, totalen Schutz zu bieten“, stellt Heißel klar. „Zu hoffen ist, dass es nächstes Jahr besser wird, so dass sich auch die Vegetation wieder stabilisieren kann.“ Eine automatische, an eine Hangvermessung gekoppelte Ampelanlage, wie sie im Vorjahr etwa nach einem Hangrutsch im Wattental eingesetzt wurde, sei im Bereich Sellraintalstraße „nicht zielführend“, meint der Experte. Zum einen seien deutlich mehr Stellen betroffen als im Wattental, im Falle des Falles sei das Monitoring außerdem nicht schnell genug. Und das Abtasten des Hanges per Laser „wäre bei Niederschlag ohnedies nicht möglich, weil der Laserstrahl an den Tropfen hängenbleiben würde“, so Heißel. „Wir hätten nichts als Fehlalarme.“

Für die Bewohner von Sellrain beschwor das Unwetter vom Samstag Erinnerungen an die Katastrophe des Vorjahrs herauf, die sich am 7. Juni jährt. „Immer wenn es zuzieht, herrscht im Dorf Aufruhr, wir sind übersensibel geworden“, meint Josef Motz. Und Robert Eberhöfer ergänzt: „Wenn man so etwas mitgemacht hat, bleibt ein mulmiges Gefühl.“ Die beiden Anrainer, die im Dorfkern direkt an der Melach leben – und 2015 schwer betroffen waren –, sind natürlich froh über die vielen von Land und Bund geförderten Maßnahmen, die seit damals im Gange sind: Bachverbauungen, Ufersicherungen, das große Geschiebebecken am Seigesbach und mehr. „Aber beim Gewitter am Wochenende hatten wir gleich wieder Wasser im Keller“, berichtet Eberhöfer. Die nunmehr vorgeschriebenen Sickerschächte würden nur für normale Regenmengen ausreichen, „bei Starkregen schlucken sie nicht genug“. Daher brauche es zusätzlich Möglichkeiten, das Wasser in die Melach abzuleiten – „sowie es über Jahrzehnte hinweg funktioniert hat“, sind sich Motz und Eberhöfer einig. Letzterer betreibt direkt an der Melach ein Sägewerk plus Kleinkraftwerk. Bei der Unwetterkatastrophe vor einem Jahr wurden Motoren, Generatoren und Schleifmaschinen komplett zerstört, die Garage samt Auto schwamm einfach davon. „Kein einziges Brett war mehr da“, erinnert sich Eberhöfer. Und während die Renovierungsarbeiten noch andauern, ist vor dem Wohnhaus am anderen Flussufer schon wieder der Hausrat zum Trocknen ausgebreitet. Denn der Keller stand am Wochenende mehrere Zentimeter unter Wasser.

BM Georg Dornauer kann die Bedenken der Anrainer nachvollziehen, auch für ihn sind direkte Rohreinleitungen in die Melach sinnvoll: „Wir müssen das gemeinsam mit der Abteilung Wasserbau des Baubezirksamtes so regeln, dass wir auch für Unwetterereignisse gerüstet sind. Gerade im Dorfkern müssen wir durch bauliche Maßnahmen sicherstellen, dass auch größere Wassermengen geschluckt werden können.“ Ein Wegprojekt im Dorfkern solle – etwa im Hinblick auf Gullys und Sickerschächte – ebenfalls „akkordiert geplant werden“.

LH Platter habe gestern bei einem Telefongespräch seine volle Unterstützung für alle weiteren Maßnahmen zugesagt, so Dornauer. (md)

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