Martin Senn ist tot - Schon zweiter Suizid eines Zurich-Managers

Zürich (APA/sda) - Der ehemalige Zurich-Chef Martin Senn hat sich am vergangenen Freitag in Klosters in der Schweiz umgebracht. Er wurde 59 ...

Zürich (APA/sda) - Der ehemalige Zurich-Chef Martin Senn hat sich am vergangenen Freitag in Klosters in der Schweiz umgebracht. Er wurde 59 Jahre alt. Es ist bereits der zweite Suizid eines hochrangigen Zurich-Managers binnen drei Jahren. 2013 hatte sich der damalige Finanzchef Pierre Wauthier das Leben genommen.

Zurich bestätigte den Suizid Senns am Montag. Die Familie habe den Konzern darüber informiert, „dass Martin am letzten Freitag freiwillig aus dem Leben geschieden sei“, heißt es in der Mitteilung. Zuvor hatte das Onlineportal des Boulevardblatts „Blick“ über den Todesfall berichtet.

Ein Sprecher der Kantonspolizei Graubünden bestätigte, dass Senn sich in Klosters das Leben genommen habe. Weitere Informationen wollten weder die Kantonspolizei noch der Versicherungskonzern geben.

Senn war sechs Jahre lang Zurich-Chef gewesen. Ende 2015 war er nach einem schlechten Geschäftsjahr zurückgetreten. Eine geplatzte Übernahme und ein überraschender Gewinneinbruch hatten sein letztes Amtsjahr getrübt.

Wegen tiefroter Zahlen im eigenen Schadensversicherungsgeschäft hatte Zurich die milliardenschwere Übernahme des britischen Konkurrenten RSA abblasen müssen. Rückstellungen und Großschäden belasteten zudem die Geschäftszahlen: Der Gewinn brach im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte auf 1,8 Mrd. Dollar (1,6 Mrd. Euro) ein.

Der Abgang von Martin Senn erfolgte abrupt: Am 1. Dezember 2015 gab Zurich bekannt, dass Senn zurücktritt - bereits zum Jahresende. Bis ein neuer Chef gefunden war, musste Verwaltungsratspräsident Tom de Swaan als CEO einspringen. Seit März steht nun der frühere Generali-Chef Mario Greco an der Spitze von Zurich.

Martin Senn hatte seine berufliche Karriere auf der untersten Hierarchiestufe begonnen: Als Lehrling beim früheren Bankverein in Basel. Später arbeitete er für das gleiche Unternehmen in New York und in Hongkong. Zudem war er im Topmanagement beim Versicherer Swiss Life und der Großbank Credit Suisse.

Bei Zurich war er Anlagechef und später auch Mitglied der Konzernleitung gewesen, bevor er Ende 2009 als CEO die Nachfolge des inzwischen verstorbenen James Schiro antrat. Zurich bezeichnete ihn damals als engagierten, umsichtigen und ergebnisorientierten Manager. In den Medien gab sich Senn eher zurückhaltend.

„Die Nachricht vom plötzlichen Tod von Martin Senn hat uns fassungslos gemacht und tief erschüttert“, schrieb Zurich am Montag. Man verliere nicht nur einen verdienstvollen ehemaligen CEO, sondern auch einen wertvollen früheren Arbeitskollegen und herzensguten Freund.

Pierre Wauthier, der sich 2013 das Leben genommen hatte, hatte in einem Abschiedsbrief den damaligen Verwaltungsrat beschuldigt, übermäßigen Druck auf ihn ausgeübt zu haben.

Verwaltungsratspräsident war damals Josef Ackermann, der kurz nach dem Selbstmord Wauthiers zurücktrat. Er machte Andeutungen, wonach die Hinterbliebenen ihm Vorwürfe machten, am Tod des 53-Jährigen Wauthier mitschuldig zu sein.

Später entlastete die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma jedoch Ackermann und den Konzern. Es sei „kein ungebührlicher oder unangemessener Druck“ auf Wauthier ausgeübt worden, befand die Finma nach einer Auswertung von Dokumenten und Geschäftskorrespondenz.

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