Tennis: ÖTV-Nachwuchshoffnung Rodionov erstmals bei Major-Junioren

Paris (APA) - Während sich Dominic Thiem auf der ganz großen Tennis-Bühne anschickt, in die Top Ten der Tennis-Welt zu stürmen, macht ein ju...

Paris (APA) - Während sich Dominic Thiem auf der ganz großen Tennis-Bühne anschickt, in die Top Ten der Tennis-Welt zu stürmen, macht ein junger Österreicher im Juniorenbewerb auf sich aufmerksam. Der 17-jährige Jurij Rodionov hat sich ITF-Junioren-Ranking bereits auf Platz zwölf verbessert und hat echtes Potenzial für die Zukunft. Vor eineinhalb Jahren lag er im Nachwuchsranking noch auf Platz 270.

Im Juniorenbewerb der French Open hat Rodionov am Sonntag die erste Runde überstanden. Trotz starker Kopfschmerzen kämpfte sich der 17-jährige Linkshänder durch, wehrte einen Matchball ab und freute sich über seine gelungene Grand-Slam-Premiere bei den Junioren. „Am wichtigsten ist wahrscheinlich meine mentale Stärke. Ich gebe nie auf und kämpfe um jeden Punkt“, sagte Rodionov gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. Weitere Stärken sieht der selbstbewusste junge Mann, der in Matzen bei Gänserndorf lebt, in einem guten Aufschlag. „Ich bin ein sehr aggressiver Spieler und bin am Netz ziemlich gut, wenn ich konsequent bin.“

Rodionov ist am 16. Mai 1999 in Nürnberg als Weißrusse geboren. 2001 übersiedelte er nach Österreich, weil sein Vater einen Job annahm. Für ihn war es nur eine Frage der Zeit, ehe er Österreicher wird. Im Juni 2015 war es so weit. „Ich bin eigentlich Weißrusse, meine gesamte Familie kommt aus Weißrussland. Ich habe aber mit Weißrussland nicht viel am Hut. Ich habe mich immer schon als Österreicher gefühlt, weil ich dort aufgewachsen und in die Schule gegangen bin.“

Ähnlich wie Deutschlands Jungstar Alexander Zverev kann man auf dem Platz aber auch schon einmal ein russisches Schimpfwort hören. „Es kommt drauf an, wo ich spiele. Ich möchte nicht, dass es die Zuschauer verstehen“, sagte der Bursche, der mit einem Zopf im vorderen Teil des Kopfes schon eine Art Markenzeichen hat, mit einem Grinsen.

Sein Trainer ist seit etwa eineinhalb Jahren der Ex-Spieler Martin Spöttl, der gemeinsam mit Gilbert Schaller in einer Akademie in Wien arbeitet. „Seine Mutter hat uns gefragt, ob er bei uns mittrainieren kann“, erzählte Spöttl auf der Anlage von Roland Garros der APA. „Damals war er Nummer 270 im ITF-Ranking, jetzt ist er mittlerweile Nummer 12. Die Entwicklung ist sehr gut, aber es gibt auch noch sehr viel zu tun.“ Spöttl schätzt Rodionov als einen Spieler „mit sehr viel Potenzial, extrem aggressiv, groß, guter Aufschlag“ ein. „Er geht auch gern ans Netz, und spielt sehr dominant.“

Rodionov hat in der Akademie von Spöttl die Möglichkeit auch mit drei Top-200-Spielern zu trainieren. Der Schritt ins Erwachsenen-Tennis muss nicht zwangsweise nur über Futures führen, Spöttl denkt auch schon an Challenger und die Qualifikation für ATP-Turniere. „Weil ich selbst weiß, wenn man zu lange auf Futures verbringt, das ‚tötet‘ dich auf gut Deutsch.“ Der ÖTV fördert den 17-jährigen Niederösterreicher mit 15.000 Euro pro Jahr. „Das ist eine große Hilfe“, sagte Spöttl.

„Jurij arbeitet hart, der reißt sich den Arsch auf. Damit wir einmal dorthin kommen, wo jetzt ein Dominic Thiem steht.“ Körperlich ist Rodionov im direkten Vergleich mit einem 17-jährigen Thiem wohl schon weiter, er wirkt schon sehr robust. Sieht Spöttl in Rodionov Top-100-Potenzial? „In fünf Jahren würde ich sagen ja, in drei Jahren wäre das Ziel.“ Und Rodionovs Selbsteinschätzung? „Ich denke, bei mir ist ziemlich viel drin. Ich habe viele Stärken, körperlich bin ich ziemlich gut.“