Wirtschaftspolitik

Wohnkosten: Mieten verteuerten sich in fünf Jahren um 15 Prozent

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Besonders viel Geld hinlegen müssen jene, die erst seit kurzem in ihrer Bleibe wohnen. Bei Verträgen, die seit längstens zwei Jahren bestehen, liegt der österreichweite Durchschnitt bei 8,7 Euro.

Wien, Innsbruck – Die Parole „leistbares Wohnen“ ist bei Politikern speziell vor Wahlen regelmäßig in aller Munde. De facto legen die Wohnkosten immer noch ungebremst zu: In den fünf Jahren von 2011 bis 2015 verteuerten sich die Mieten (inklusive Betriebskosten) im österreichweiten Schnitt um weitere 14,9 Prozent. Eine durchschnittliche Hauptmiete kostet laut Statistik Austria 7,1 Euro pro Quadratmeter und Monat.

Überdurchschnittlich stark gestiegen ist der Preis im Fünfjahreszeitraum für privat vermietete Wohnungen - mit einem Plus von 16,5 Prozent. Empfindlich verteuert haben sich aber auch Genossenschaftswohnungen (plus 12,9 Prozent) und Gemeindewohnungen (plus 12,7 Prozent).

Bei Neuvermietungen liegt die durchschnittliche Monatsmiete pro Quadratmeter bereits bei 8,7 Euro, im privaten Sektor zahlt man bei Neuanmietung mittlerweile im Schnitt 9,4 Euro.

Bei Wohnkosten große regionale Unterschiede

Der landesweite Mietanteil liegt bei 42 Prozent, der überwiegende Teil der Bevölkerung lebt im Eigentum - vor allem am Land. Im Ballungsraum leben 79 Prozent in Miete, im Burgenland beispielsweise nur 20 Prozent. Bei den Wohnkosten gibt es „große regionale Unterschiede“, wie Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer heute, Montag, bei der Präsentation der aktuellen Daten betonte. Österreichweit am günstigsten sind die Mieten mit 5,4 Euro pro Quadratmeter und Monat im Burgenland, am teuersten sind sie mit 8,7 Euro in Salzburg. Wien ist mit 7,5 Euro nicht ganz so teuer, weil hier der geförderte Wohnbau besonders stark ist und der Richtwertmietzins auch wesentlich geringer ist.

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Doch auch österreichweit ist der Anteil des geförderten bzw. sozialen Wohnbaus beträchtlich: „Sechs von zehn Miethaushalten leben in einer Gemeinde- bzw. Genossenschaftswohnung“, berichtete Pesendorfer gemeinsam mit der Hauptautorin der aktuellen Wohnstudie, Vlasta Zucha.

Generell sind die Mieten im Westen des Landes höher als im Osten - in Vorarlberg liegt die Quadratmetermiete bei 8,1 Euro pro Monat, in Tirol bei 7,9 Euro. Wesentlich günstiger sind die Gesamtmieten im Schnitt in Kärnten (5,7 Euro pro Quadratmeter und Monat), Niederösterreich (6,3 Euro), Oberösterreich und der Steiermark (beide 6,7 Euro).

Am teuersten kommen neue Mietverträge

„Leistbares Wohnen ist ein großes Thema“, bestätigte auch der Statistik-Austria-Chef. Es sei fraglich, ob die automatische Anpassung (Erhöhung) der Mieten an die Inflation, wie sie in Österreich üblich ist, die beste Variante ist: „Wirft man einen Blick über die Grenzen, sieht man wie Mieten dynamisiert werden - in anderen Ländern ist die Bindung an einen Preisindex nicht so eine Selbstverständlichkeit.“ In Österreich gehe der Automatismus „eindeutig zulasten der Mieterseite“, in Deutschland etwa sei dies nicht der Fall.

Besonders viel Geld hinlegen müssen jene, die erst seit kurzem in ihrer Bleibe wohnen. Bei Verträgen, die seit längstens zwei Jahren bestehen, liegt der österreichweite Durchschnitt bei 8,7 Euro, geht aus der aktuellen Wohnstudie der Statistik Austria hervor.

Haushalte, die langfristige Mietverträge mit mehr als 30-jähriger Dauer haben, zahlen hierzulande beispielsweise nur eine Quadratmetermiete von 4,9 Euro. Bei einer Wohndauer von fünf bis zehn Jahren kostet die Miete im Schnitt 7,1 Euro. Der große Unterschied zwischen Alt- und Neuverträgen zieht sich durch alle Bereiche des Mietwohnungsmarktes. Am teuersten kommen Neuverträge im privaten Mietsektor, wo mittlerweile 9,7 Euro zu zahlen sind.

Soziale Bedürftigkeit überprüfen

Vor allem armutsgefährdete Personen seien viel stärker in Mietwohnungen vertreten und müssten sich in den Ballungsräumen mit einer immer stärker werdenden Nachfrage auseinandersetzen. 60 Prozent der gesamten Hauptmieten sind Wohnungen im geförderten Bereich. „Wenn man hier Maßnahmen setzte, die helfen Strom oder Heizkosten zu sparen, dann kann man hier eine deutliche Entlastung erzielen“, schlug Pesendorfer vor. Weiters könnte man im geförderten Bereich, der einen so hohen Anteil stellt, schauen, ob die soziale Bedürftigkeit tatsächlich noch gegeben ist oder ob sich die persönliche Einkommenssituation seit Abschluss des Mietvertrags entsprechend entwickelt hat.

Österreichweit beträgt die durchschnittliche Wohnfläche 99 Quadratmeter pro Einheit bzw. 45 Quadratmeter pro Person. Am meisten Platz hat man im eigenen Haus mit durchschnittlich 139 Quadratmetern (51 Quadratmetern pro Person). Nicht einmal halb so viel Fläche steht in den Gemeindewohnungen mit 61 Quadratmetern zur Verfügung, das sind im Schnitt 30 Quadratmeter pro Person. Gleichauf sind Genossenschaftswohnungen und andere Hauptmieten mit im Schnitt 70 (36 pro Person) Quadratmetern. Eine durchschnittliche Eigentumswohnung ist hierzulande im 84 Quadratmeter groß (42 Quadratmeter pro Bewohner).

Die vorliegende Studie stützt sich den Angaben zufolge auf eine laufend durchgeführte Haushaltsbefragung (rund 20.000 Haushalte pro Quartal) und auf Daten der EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) mit etwa 6.000 befragten Haushalten pro Jahr. (APA, tt.com)

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