Wattens jubelt über Aufstieg: „Erste Liga ist eine Zwischenstation“
Der Aufstieg in die Sky Go Erste Liga, Österreichs zweithöchster Spielklasse, ist für Westliga-Meister Wattens seit Montag fix. Damit will sich Präsidentin Diana Langes-Swarovski allerdings nur kurzfristig bescheiden.
Von Florian Madl, Alex Gruber und Wolfgang Müller
Wattens – Als Diana Langes um 16 Uhr zur Präsentation ihres Eau de Toilette „Real Fanatic“ schritt, war die Spannung förmlich zum Greifen. Es ging in der VIP-Lounge der Wattener Kristallwelten allerdings weniger um ihren exquisiten und in einem Flacon mit Fußball-Emblem angebotenen Duft, der zwischen Apfel, Pflaume, Zitrone und Zimt angesiedelt ist. Es ging um etwas Staubtrockenes: die Entscheidung der Bundesliga, was die Lizenz für Austria Klagenfurt anbelangt. Hintergrund: Den finanzschwachen Kärntnern war die Spielberechtigung für 2016/17 in den ersten beiden Instanzen verweigert worden, gestern stand der Letztentscheid des Ständig Neutralen Schiedsgerichts an.
„Ich sitz’ hier auf Nadeln“, gestand auch die sichtlich gezeichnete Präsidentin nach der Präsentation. Gleiches galt für den anwesenden Trainer Thomas Silberberger, seinen sportlichen Leiter Stefan Köck, die gesamte WSG-Mannschaft im Publikum.
Um 18.15 Uhr, als sich schon viele Gäste auf den Heimweg gemacht hatten, war es schließlich Gewissheit: Klagenfurt muss absteigen, die Relegationsspiele zwischen den Regionalliga-Meistern FC Blau-Weiß Linz und WSG Swarovski Wattens entfallen, beide Klubs steigen direkt in die Sky Go Erste Liga auf. Plötzlich ging es um Endorphine, nicht mehr um Duftnoten.
Wattens, das schon 2011 (BW Linz) und 2012 (Horn) in den Aufstiegsspielen zur Bundesliga unterlegen war, steigt erstmals nach 2001 wieder in den Profifußball ein. Und Trainer Thomas Silberberger, dessen Vertrag sich jetzt wohl verlängern sollte, gab offen zu: „Das Warten war zuletzt eine brutale Tortur, der Akku ist mir heute beim Handy zweimal ausgegangen.“
Auch sein sportlicher Leiter Stefan Köck war außer sich: „Eine Relegation wäre immer ein brutales Risiko.“ Doch was bedeutet der Aufstieg für den Tiroler Fußball? Was erwartet Wattens?
1. Finanzkraft: Schon heute reist Wattens-Präsidentin Langes-Swarovski neuerlich nach Berlin, um sich mit der Firmenspitze der „Turkish Airlines“ zu treffen. „Die sponsern eigentlich nur Erstligisten, wir als Zweitligist sind eine Ausnahme.“ Eine Million hat sie an privaten Sponsorengelder bereits gesammelt – von 500 Euro bis hin zum sechsstelligen Betrag sei alles dabei. Den Brustsponsor ihres Teams gab das Vereinsoberhaupt indes noch nicht bekannt, ein öffentliches Unternehmen wird es wohl nicht sein. Dennoch hofft sie mit dem Aufstieg auf mehr Zuwendung der öffentlichen Hand (derzeit 100.000 € „Startgeld“). Seitens der Marktgemeinde fließt das bereits, Bürgermeister Thomas Oberbeirsteiner bestätigt: „Als Stadionbesitzer übernehmen wir die Kosten für den laufenden Betrieb, den Umbau des Kameraturms (160.000 Euro), die Adaptierung des Flutlichts (100.000 Euro) und die Kosten der zusätzlich benötigten Strommenge (70–100.000 Euro/Jahr).“ Nachsatz: „Unser Förderbeitrag beschränkt sich auf Nachwuchs und die Infrastruktur.“
2. Derbystimmung: Alfred Hörtnagl, General Manager des künftigen Ligarivalen FC Wacker, freut sich auf den Nachbarn. Der half den Innsbruckern schon nach der Pleite (2002) mit seiner Lizenz aus der Patsche, jetzt trifft man wieder sportlich aufeinander: „Eine Belebung, der Spannungsfaktor wird erhöht.“ Und Tirols Fußballverbandspräsident Josef Geisler freut sich, „dass unsere gut ausgebildeten Akademiespieler eine weitere Plattform haben“. Nun sollte schnellstens ein Tiroler Verein ganz nach oben aufsteigen – das Idealszenario. Ob die zuschauerträchtigen Tiroler Derbys künftig im Tivoli stattfinden? Langes-Swarovski: „Darüber denken wir nach.“
3. Regionalliga-Domino: Das Damoklesschwert (fünf Absteiger) wurde abgewendet, vier könnten es jedoch werden. TFV-Präsident Josef Geisler gesteht Zwangsabsteiger Austria Salzburg die Westliga-Zukunft zu, beim Lizenzverzicht von Grödig sehe die Sache anders aus: „Noch wurde kein Antrag auf die Westliga gestellt.“ Aber ob die Flachgauer auch das Recht hätten, von sich aus die Westliga zu wählen, sei eine Interpretationsfrage. „Die muss möglicherweise der ÖFB beantworten.“ Eine 18er-Liga gäbe es jedenfalls nicht.
4. Vision: Wattens-Präsidentin Diana Langes-Swarovski legte sich fest: „Die Erste Liga ist nur eine Zwischenstation – wir wollen mittelfristig ganz nach oben.“ Das will auch der FC Wacker, allerdings schon 2016/17.