In Neustift heißt’s „bonjour les Bleus“
Der ganz normale EURO-Wahnsinn um das Team von EM-Gastgeber Frankreich startet heute Mittag auf Tiroler Boden. In Neustift sind alle Schutzzonen für die Weltstars der L’Equipe Tricolore aufgezogen.
Von Alex Gruber
Neustift i. St. – Im Stubaital herrschte am gestrigen Tag noch die Ruhe vor jenem Sturm, der heute mit der Landung der französischen Fußballnationalmannschaft mit Sicherheit einsetzen wird. Nach einer eigenen Maschine voll mit Journalisten soll um 12.40 Uhr das Flugzeug mit den Edelkickern am Innsbrucker Flughafen aufsetzen, ehe es schnurstracks ins Stubaital geht.
Im edlen Neustifter Spa-Hotel „Jagdhof“ räumten gestern die letzten privaten Gäste das Feld, mit dem heutigen Tag ist das ganze Hotel mit 74 Zimmern samt großzügigem Spa- und Fitnessbereich ausschließlich für die Startruppe um Teamchef Didier Deschamps reserviert. Am Vormittag – der Terror lässt grüßen – steht noch eine Begehung durch Sprengstoffexperten und mit Hunden an. „Alle Mitarbeiter müssen registriert und gemeldet sein und einen Lichtbildausweis mit sich führen“, weist Hotel-Chef Armin Pfurtscheller den Weg durch die Sicherheitsschleusen. Das Hotel-Gelände wird abgeriegelt und durch einen Sicherheitsdienst sowie die Exekutive bewacht. Exklusive Sonderwünsche seitens der Franzosen, die Stars wie Antoine Griezmann (Atlético Madrid), Kingsley Coman (Bayern) oder Paul Pogba (Juventus) mit sich führen, blieben aus. Das gewünschte Menü-Programm traf aber natürlich in der Stubaier Küche ein, bis 4. Juni ist das komplette Hotel-Gelände den Franzosen vorbehalten.
Während eine eigene Marketing-Agentur den Steilpass in Richtung Hotel spielte, spielte die langjährige Erfahrung mit internationalen Spitzenmannschaften (Ajax, Spartak, Frankfurt, FC Genua, ...) dem Tourismusverband aus dem Stubaital mit seinem erfahrenen Organisationskomitee auf direktem Weg in die Karten. Die Franzosen wollten schon 2008 kommen, gekommen ist dann der spätere Europameister aus Spanien. „Und auf dieses Wissen, Infrastruktur und Netzwerk sowie die getätigten Investitionen seitens der Gemeinde und der öffentlichen Hand können wir jetzt perfekt bauen. Wir haben ein eingespieltes Team“, erklären Roland Volderauer, Geschäftsführer des TVB Stubaital, und der langjährige OK-Chef Markus Kindl unisono und im Brustton der Überzeugung.
In erster Linie zählt natürlich ein perfektes Grün. Und dafür wurde seit Wochen mit einer Schnitthöhe von 1,8 Zentimeter mit einem Platzwart-Team Sorge getragen. Der Rasen muss ja „Scherfestigkeit“ beweisen – umgangssprachlich erklärt, im Wirken der Kräfte einerseits Halt geben, andererseits nachgeben. Die Franzosen wurden nach einer Begehung auch laufend über die getätigten Arbeiten informiert, damit sich die kritischen Blicke heute in Grenzen halten. Die Zwei-Meter-Sichtschutzbande ist zudem aufgetürmt.
Am gestrigen Nachmittag führte der Weg auch ins eigens errichtete Pressezelt, das 78 fixe Arbeitsplätze sowie „eine perfekte Internetverbindung wie beim Kitzbüheler Hahnenkammrennen“ garantiert, erklärt Kindl. Für die fünf Tage werden inklusive 15 Kameraleuten gesamt an die 200 Journalisten aus ganz Europa erwartet, die einen Blick auf den EM-Mitfavoriten erhaschen wollen. Der offizielle Empfang ist heute 50 geladenen Gästen aus Politik und Sportprominenz vorbehalten. Das einzige öffentliche Training am Mittwoch (wurde auf 17.30 vorverlegt) ist bereits ausverkauft: Die 500 Karten waren unter den Mitgliedern des Tourismusverbandes Stubaital in Windeseile vergriffen. Es heißt in den kommenden Tagen also „allez les Bleus – lauft ihr Blauen“ im Stubaital. Gestern liefen sich die Franzosen nach Redaktionsschluss in Nantes noch in einem Testspiel gegen Kamerun warm.