Drohnen-„Schlacht“ um Ehrenberg
Im August wird der Reuttener Schlosskopf zur High-Speed-Rennstrecke. Packende Flugmanöver werden beim ersten Groß-Event der gerade aus der Taufe gehobenen „Drone Champions League“ zu sehen sein.
Von Helmut Mittermayr
Reutte –Leises Brummen war am Sonntag auf Ehrenberg zu vernehmen. Hummeln waren keine auszumachen, aber „artverwandte“ Superflieger. Junge Leute mit abgedunkelten Spezialvideobrillen und Fernsteuerungen standen unter großer Anspannung am Schlosskopf. Sie jagten Quadrokopter mit hoher Geschwindigkeit über die historischen Mauern. Ein Werbetrailer für diese etwas andere Schlacht um Ehrenberg, die heuer vom 11. bis 14. August wirklich stattfinden wird, war am Entstehen. Ein Drohnen-Rennen mit 40 Piloten wird die Gründungsveranstaltung zur europäischen „Drone Champions League“. Die frisch aus der Taufe gehobene, in Liechtenstein beheimatete Drone Champions AG wird das Event, zu dem Publikum bei freiem Eintritt eingeladen ist, durchziehen. Ein Name unter den Protagonisten dieser Champions League ist dabei im Außerfern sicher nicht unbekannt – Herbert Weirather. Der 28-Jährige, einer der besten Kunstflugpiloten Europas, hat Wurzeln väterlicherseits in Wängle und im Rennsport. Wobei sein Vater Harti in seiner aktiven Zeit gerade das „Fliegen“ immer verhindern wollte.
Die Festungsanlage am Schlosskopf war am Sonntag mit Empfangstationen für Videosignale, Inflatable Gates und vielem mehr zur Hightech-Zone aufgerüstet worden. Dort rasten bis zu 130 km/h schnelle Drohnen in nur Zentimetern Höhe über Stock und Stein, mussten Pflichttore bewältigen und sogar zwei historische Tunnel auf ihren 30-Sekunden-Runden durchfliegen. Die modernen Fluggeräte beschleunigen in nur eineinhalb Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer.
Für Weirather ist „die Location auf Ehrenberg einfach sensationell. Die umgebende Landschaft ist gewaltig. Das findest du so schnell nirgends“, erklärte der junge Air-Racer mit österreichisch/liechtensteinischer Doppelstaatsbürgerschaft. Er habe aber Reutte nicht wegen verwandtschaftlicher Bande als Ausrichtungsort gewählt, sondern wegen des unglaublichen Ambientes. Weirather wollte aber nicht in Abrede stellen, dass persönliche Kontakte – gerade zu Burgengeschäftsführer Armin Walch – nun bei der Planung vieles erleichtern würden.
Der Trailer, der ab kommendem Montag auf YouTube unter „Drone Champions League“ freigeschaltet ist, soll für eine schnelle virale Verbreitung der Initialveranstaltung hoch über Reutte sorgen. Das eigentliche Rennen im K.-o.-System wird – bei guter Witterung – am Samstag, den 13. August, um 19 Uhr über die Bühne gehen. Als Warm-up wird Weirather selbst eine Kunstflugmaschine steuern und über dem Schlosskopf gewagte Figuren in den Himmel zeichnen. Danach sind 40 Drohnen-Piloten am Zug. Der Ablauf der Veranstaltung ist noch nicht endgültig festgelegt; auch die Frage, ob eine Videowall Public Viewing ermöglichen soll, ist noch offen. Auf der Wall könnte die Sicht der Piloten aus der Helmkamera eingespielt werden. Denn die virtuellen Kapitäne verwenden bei ihren Rennen, bei denen die Quadrokopter auch aus ihrem Blickfeld verschwinden, so genannte FPV-Videobrillen. Dabei handelt es sich um Brillen, mit denen ein First-Person-View-Flug realistisch ausgeübt werden kann. Der Nutzer steht zur Kamera des Fluggerätes in der Ich-Perspektive und hat damit ein Gefühl, als würde er selbst im Cockpit der Drohne sitzen. Die Brillen sind zur Außenwelt komplett abgedunkelt, die Piloten stehen während des Rennens „blind“ auf dem Schlosskopf herum.
Weirather glaubt, dass Drohnenrennen bald die gleiche Aufmerksamkeit wie Formel-1-Rennen oder Red-Bull-Air-Race erfahren könnten. Hier eröffne sich ein völlig neues Geschäftsfeld über Einnahmen aus TV, Sponsoring und vielem mehr. „Dieser Markt boomt gewaltig. Welcher 12-Jährige möchte nicht seine eigene Renndrohne haben? Und die Väter gleich die höherwertige Kameradrohne dazu, die die familiären Aktivitäten festhält.“ Drohnen seien heutzutage praktisch unzerstörbar und damit leistbar. Bei einem 100-km/h-Crash mit einem festen Gegenstand müssten höchstens die Rotoren getauscht werden, das hochwertige Karbongehäuse nehme keinen Schaden. Weirather glaubt, dass dieser Sport eine „Vater/Sohn-Sache“ wird, die beide gleichermaßen begeistere. Das soll auch das Auscheidungs-Rennen auf Ehrenberg.