Walter-Thaler-Schule: Jubiläum und ungewisse Zukunft
An der Walter-Thaler-Schule Telfs besuchen Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsame Klassen – schon seit 20 Jahren.
Telfs –Im Turnsaal des Einberger-Schulzentrums in Telfs wird am Freitag ab 19 Uhr das Jubiläum eines besonderen Schulversuchs gefeiert: Seit 20 Jahren bestehen an der Walter-Thaler-Schule so genannte SIP-Klassen – sozialintegrative Projektklassen, in denen jeweils 20 Volksschüler und drei bis fünf Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam von zwei Lehrpersonen unterrichtet werden. „Eigentlich ist es ja eine umgekehrte Integration, weil eine Volksschulklasse an die Sonderschule angeschlossen wird“, meint Sonderschul-Direktor Dietmar Meinschad.
Von den sieben ersten Volksschulklassen, die in Telfs jedes Jahr starten, wird immer eine als SIP-Klasse geführt, der Schulversuch umfasst die vier Volksschuljahre. Eltern haben die Wahlfreiheit, ob ihr Kind in einer Kleingruppe an der Sonderschule oder eben einer Integrationsklasse unterrichtet werden soll.
Der Schwerpunkt in den SIP-Klassen liege auf dem Miteinander der Schüler, auf sozialem und projektorientiertem Lernen, erklärt Meinschad das Konzept: „Jeder ist, wie er ist, und kann nach seinem eigenen Tempo lernen.“
Das Projekt startete Mitte der 90er-Jahre unter dem damaligen Sonderschul-Direktor Josef Federspiel. Dieser war auf einen integrativen Schulversuch an der Nikolaus-Lenau-Schule in Gmunden (OÖ) aufmerksam geworden. Nach einer Exkursion der Lehrerschaft reifte der Entschluss, ein ähnliches Projekt in Telfs zu realisieren. Schrittweise wurde ein pädagogisches Grundkonzept ausgearbeitet, die Gemeinde als Schulerhalter und die Leiter der beiden Telfer Volksschulen sagten ihre Unterstützung zu. Nach der Genehmigung durch die Schulbehörde startete die erste SIP-Klasse 1996/97 – damals tirolweit der erste Schulversuch dieser Art.
Die Zukunft ist ungewiss: Jedes Jahr muss die Walter-Thaler-Schule den Schulversuch aufs Neue beim Unterrichtsministerium beantragen. Und Meinschad befürchtet, dass das Projekt irgendwann nicht mehr verlängert wird. Denn die Tendenz geht Richtung „Inklusion“, Sonderschulen würden damit zum „Auslaufmodell“. Derzeit sei die Wahlfreiheit der Eltern noch gesetzlich verankert, so Meinschad, „aber wir sitzen auf Nadeln“.
Dabei entspreche das bewährte Modell genau den Vorgaben einer qualitiativen Bildungsreform, die Zustimmung der Eltern sei groß, ebenso das Know-how der Lehrer: „Manche Zweiterteams unterrichten schon seit vielen Jahren gemeinsam.“ (md)