Europäischer Drogenbericht - Neue Substanzen - Neue Märkte 1

Lissabon (APA) - Die EU braucht eine umfassende Strategie, um den Herausforderungen in Sachen illegaler Drogen in Verbindung mit anderen kri...

Lissabon (APA) - Die EU braucht eine umfassende Strategie, um den Herausforderungen in Sachen illegaler Drogen in Verbindung mit anderen kriminellen Aktivitäten - auch mit Terrorismus und dem Menschenschmuggel - gerecht zu werden. Dies sagte am Dienstag EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos bei der Präsentation des neuen EU-Drogenberichts 2016 der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) in Lissabon.

„Das Drogenproblem ist in der EU im vergangenen Jahr nicht kleiner geworden. Es gibt neue Substanzen, neue Transportrouten und neue Gesundheitsgefahren“, sagte Avramopoulos, EU-Kommissar für Migration, Inneres und Bürgerschaft. Die Zahl der Todesopfer durch Überdosierungen sei im vergangenen Jahr in der EU leider gestiegen.

Ein anhaltendes Problem sind neue synthetische Substanzen für den illegalen Konsum. „2015 wurden in Europa fast hundert neue Substanzen (98; Anm.) registriert. 75 Prozent dieser neuen Drogen (NPS; Anm.) tauchten in den vergangenen fünf Jahren auf.“ Einen immer größeren Anteil am Drogenmarkt stelle der Internethandel mit den Substanzen dar: „Das verkürzt die Handelswege für Drogen und macht das Dealen billiger.“ Die EU wolle mit Internet-Providern intensiver zusammenarbeiten, um den Internet-Drogenhandel zurückzudrängen.

Die Zukunft werde neue und integrierte Strategien zur Bekämpfung des Suchtgifthandels gemeinsam mit anderen Kriminalitätsformen notwendig machen. Avramopoulos: „Es gibt Überlappungen und Kooperationen der Drogenkriminalität mit anderen Kriminalitätsformen - auch mit dem Terrorismus. Die Attentäter von Brüssel und Paris waren zum Teil zuvor auch wegen Drogendelikten verurteilt worden.“

Darüber hinaus gebe es einige Hinweise auf das Engagement von Terrorgruppen auch im Drogenhandel. Es existierten wohl weiters Überlappungen der kriminellen Netzwerke mit den Schlepper-Kriminellen, sagte Avramopoulos: „Allein vergangene Woche dürften rund 700 Migranten im südlichen Mittelmeer umgekommen sein. Gewissenlose Kriminelle benutzen ihre Opfer für alle möglichen illegalen Zwecke. Der Schmuggel von Feuerwaffen folgt ähnlichen Routen wie jenen, auf denen illegale Drogen geschmuggelt werden.“

Insgesamt müsse die Drogenpolitik auf der Basis von fundiertem Wissen und nicht auf dem Boden von Ideologie allein betrieben werden, betonte der EU-Kommissar. Das gelte auch für Maßnahmen wie die Strafbefreiung von persönlichem Besitz von Cannabis etc. „Es ist noch zu früh, die Auswirkungen solcher Schritte endgültig zu beurteilen.“