Land zahlt Zinsen für Bauern, Ruf nach flexibler Milchquote
Rund 770.000 Euro an Kreditzinsen der Bauern werden heuer vom Land bezahlt. Milchbauern fordern Unterstützung vom neuen Bundespräsidenten.
Innsbruck –„Der Preisverfall bei der Milch hat ein ruinöses Ausmaß angenommen“, warnte gestern Agrarlandesrat Josef Geisler vor einem Bauernsterben, um sogleich Maßnahmen zu präsentieren, die die Milchbauern in der Krise unterstützen sollen.
Vor dem heutigen Weltmilchtag hat der Landtag gestern ein Hilfspaket beschlossen. So wird der Landeskulturfonds, der den Landwirten günstige Kredite garantiert, heuer die Zinsen für laufende Investitionsdarlehen in der Höhe von 640.000 Euro übernehmen. Das Land übernimmt gleichzeitig die Zinszahlung für die Kredite bei Privatbanken in der Höhe von 130.000 Euro. Zudem forderte Geisler vom Bund, dass die Rückzahlung von Investitionskrediten gestundet und die Laufzeit verlängert werde.
Grund für die Hilfe ist der Preis von 27,30 Cent, den Bauern pro Kilo für konventionelle Milch erhalten. Erst ab 40 Cent könne man laut Verbänden wirtschaftlich produzieren.
Die Ursachen für den Preisverfall seien vielschichtig, erklärte Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger. Weshalb er an das Hilfspaket Forderungen an verschiedenste Institutionen knüpft. So wünscht man sich von der EU nach dem Ende der Milchquote eine EU-weite Regelung, die einen freiwilligen Lieferverzicht bei Milch ermöglicht. Dabei würden Milchbauern Geld für nichtangelieferte Milch erhalten. Die Milchbauern reagierten auf das Preistief zuletzt mit einer Produktionsausweitung. Im April stieg die Produktion alleine in Österreich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,8 Prozent auf 278.828 Tonnen Milch.
Zudem fordert Hechenberger, die Sanktionen gegen Russland zu überdenken. Auch Einzelhändler nimmt er in die Pflicht: „Es gibt Handelsketten, die die schlechte Zeit in der Milchwirtschaft schamlos ausnützen.“ Nicht zuletzt wollen sich die Bauernverbände auch an die Konsumenten und den neuen Bundespräsidenten richten. Heute starten sie eine Unterschriftenaktion. Dabei hoffen unter anderem die LK und der Bauernbund auf die Unterstützung der Bevölkerung. Die gesammelten Unterschriften sollen dann Alexander van der Bellen übergeben werden. „Er hat ja mit unserer schönen Landschaft geworben. Hier geht es auch um unsere Landschaft und unser gutes Essen“, sagt der LK-Präsident.
Eine Bevorzugung der Bauern durch das Hilfspaket des Landes will LH Günther Platter nicht erkennen. Die Landesregierung habe auch für andere Branchen Konjunkturpakete geschnürt, sagte er gestern nach der Regierungssitzung. Das Land stehe zur Landwirtschaft und wolle in „einer schwierigen Situation einen Beitrag leisten“. Die Grünen haben das Hilfspaket für die Bauern abgesegnet. Sie setze auf die heimischen Konsumenten, erklärte LHStv. Ingrid Felipe. Diese würden regional produzierte Lebensmittel schätzen. (ecke, aheu)