Rauchen

Schockbilder wirken nur bedingt

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Text-Bild-Hinweise auf Tabakverpackungen sind jetzt auch in Österreich Pflicht. Präventions-Experten diskutieren die Wirkung der Schockbilder aber kontrovers: Sie halten nicht alle Zielgruppen vom Rauchen ab.

Von Theresa Mair

und Philipp Schwartze

Innsbruck –Seit 20. Mai müssen Zigarettenschachteln und Tabakpäckchen für Zigaretten zum Selberdrehen mit Text-Bild-Hinweisen bedruckt werden. Schockbilder, z. B. von einem Lungentumor, sollen die Gefahren des Tabakrauchs deutlich machen. Die Telefonnummer einer Anlaufstelle – in Österreich das Rauchfrei-Telefon – muss zusätzlich auf jeder Packung stehen. So sieht es die EU-Tabakrichtlinie vor.

In 77 Ländern der Welt sind Ekelpackungen bereits gang und gäbe. Bis die Zigarettenschachteln mit Schockfaktor auch hierzulande in Umlauf sein werden, dauert es aber noch. Bis September dürfen die Produzenten noch Altbestände ausliefern.

Experten haben eine zwiespältige Haltung zu den grausigen Bildern. „Grundsätzlich bringt das schon etwas“, sagt Gerhard Gollner, Leiter der Suchtpräventionsstelle Kontakt & Co in Innsbruck. Tendenziell würden die Text-Bild-Hinweise aber eher „in Bezug auf einen Rauch-Stopp“ Wirkung zeigen. Sie könnten einen zusätzlichen Stupser zum Aufhören geben.

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„Die Bilder tragen aber wenig bis gar nichts dazu bei, den Einstieg zu verhindern.“ Für Jugendliche, die mit dem Rauchen beginnen, sind demnach andere Faktoren wichtig: Gruppenzugehörigkeit oder der Eindruck, mit Glimmstängel erwachsener zu wirken. Gollner sieht aber auch ethische Probleme. „Ist es in Ordnung, Angst zu machen?“ Die Ethikfrage beschäftigt auch Judith Löffler-Ragg, Oberärztin der pneumologischen Ambulanz (Uni-Klinik für Innere Medizin VI, Innsbruck). „Ich bin keine Freundin dieser Bilder, die viel menschliches Leid widerspiegeln. Kürzlich habe ich einen Patienten gefragt, ob er sich dadurch gekränkt fühle. Betroffene wissen ja, was passieren kann, kommen aber aus dem Suchtproblem nicht heraus“, sagt sie. Das australische Beispiel zeige aber auch, dass man durch die Bilder „öfter ans Aufhören denkt, insbesondere die Jugend“.

In Australien wird seit 2012 „Plain Packaging“, einheitliche Packungen mit Ekelbildern, aber ohne Werbeflächen für Produzenten, umgesetzt. Das hat in Australien dafür gesorgt, dass 27 Prozent der Raucher mindestens einmal im Monat einen Entzug versuchen. Davor seien es 20 Prozent gewesen. Das Image des Rauchens habe sich verschlechtert.

Die Steiermark hat als einziges Bundesland schon seit 2007 eine Tabakpräventionsstrategie. Waltraud Posch, die Leiterin der Stabsstelle in der Grazer Suchtpräventionsstelle Vivid, hofft, dass die Text-Bild-Hinweise nur eine Phase sind. „Angst allein hält nicht ab. Die Schockbilder können dazu führen, dass sie die Leute nicht aushalten und wegblenden.“ Positive Bilder, welche den Gewinn an Lebensqualität durch den Rauchstopp vor Augen führen, seien besser. „Unser Wunsch sind Packungen ohne Bild, die wie ein Medikament aussehen. Das drückt die Gefährlichkeit aus. Würde Tabak heute erfunden, er würde nicht zugelassen werden.“

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