WKÖ-Studie: Im Vorjahr über 26 Prozent Firmenkredite abgelehnt
Wien (APA) - Fehlende Finanzierung hat die Innovationsfreudigkeit heimischer Unternehmen im Vorjahr ausgebremst. Vor allem Firmenneugründer,...
Wien (APA) - Fehlende Finanzierung hat die Innovationsfreudigkeit heimischer Unternehmen im Vorjahr ausgebremst. Vor allem Firmenneugründer, sogenannte Start-ups, hätten trotz Bankenliquidität bei der Geldervergabe oft durch die Finger geschaut, geht aus einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer (WKÖ) unter knapp 1.000 Unternehmern hervor.
Für WKÖ-Chef Christoph Leitl weht endlich ein „Frühlingslüfterl“ durch die Republik. Nicht nur der neue Kanzler, sondern auch ein leicht verbessertes Klima des Wirtschaftswachstums habe die Hoffnung auf den Aufschwung genährt. Laut der WKÖ-Umfrage planen heuer 29 Prozent der heimischen Firmen Investitionen im mittleren Bereich. Aber um den immer wieder beklagten Investitionsstau zu beenden, brauche es mehr Geld, so Leitl.
Im Vorjahr sind 26,5 Prozent der Kredite von den Banken abgelehnt worden, 16,1 Prozent der Kredite wurden gekürzt ausbezahlt, also weniger als ursprünglich gewollt, so die Umfrage-Ergebnisse. Als Hauptgründe wurden von den Banken fehlende Kreditsicherheiten bzw. fehlende Bonität der Unternehmen genannt. Vier von zehn Unternehmen scheiterten an der Bonität. Zu einem geringeren Anteil wurde eine Ablehnung mit einem zu hohem Risiko begründet.
Den Umfrage-Ergebnissen zufolge hätten im Vorjahr mehr als 40 Prozent gerne mehr investiert. Etwa gleich viele hätten für 2015 jegliche Investitionstätigkeit ad acta gelegt. 29,2 Prozent der Betriebe haben Innovationen durchgeführt, aber keine Investitionen getätigt. Aufgrund fehlender Eigenmittel waren diese im Vorjahr bei 76,7 der Befragten gescheitert. Für 39,8 Prozent war die externe Finanzierung das Hindernis. Bei den Start-ups und Ein-Personen-Unternehmen fehlte es häufig an den Kreditsicherheiten.
Leitl nahm am Dienstag vor Journalisten die aktuellen Zahlen als Anlass, um seine seit Jahren erhobene Forderung nach einer stärkeren Mittelstandsfinanzierung neu aufs Tapet zu bringen. Große Unternehmen finanzierten aus dem Cash-Flow, aber eine Mittelstandsfinanzierung fördere kleinere Unternehmen, so der Kammer-Chef.
Möglich sei dieses etwa durch eine Beteiligungsgesellschaft mit institutionellen Geldgebern. Dafür wünscht sich Leitl einen Beteiligungsfreibetrag bis zu 100.000 Euro und die Ausweitung der staatlichen Garantievergabe. Eine solche Erhöhung von jährlich 200 auf 300 Mio. Euro sei bereits im Oktober des Vorjahres beim Arbeitsmarktgipfel beschlossen worden, harre aber derzeit im Finanzministerium ihrer Umsetzung.
Auch brauche es alternative Finanzierungsformen wie etwa Crowd-Funding. Vor allem jüngere Unternehmensgründer stünden dieser Idee positiv gegenüber. Wie Bernhard Sagmeister, Geschäftsführer der staatlichen Förderbank aws, bei dem Pressegespräch gemeinsam mit der WKÖ, erklärte, würden jährlich in Österreich rund 30.000 bis 40.000 neue Unternehmen gegründet. An die 3.000 würden von der aws gefördert. Zwei Drittel der Firmen bestünden nach sechs Jahren weiter. Leitl nannte diese „Überlebenszahlen“ von heimischen Start-ups im europäischen Vergleich sehr hoch.
Durchgeführt hat die Umfrage das Institut marketmind im Auftrag der WKÖ. Exakt 1.934 Personen haben sich dabei im Hinblick auf die Finanzierungen ihrer Investitionen in die Karten schauen lassen. Knapp 38 Prozent der Befragten gaben an, ein Ein-Personen-Unternehmen zu leiten.
~ WEB http://wko.at ~ APA304 2016-05-31/13:36