Tödliche Mittelmeerroute - 880 Flüchtlinge ertranken vergangene Woche
Genf (APA/Reuters/AFP/dpa) - Bei mehreren Schiffsunglücken zwischen Libyen und Italien sind in der vergangenen Woche insgesamt 880 Flüchtlin...
Genf (APA/Reuters/AFP/dpa) - Bei mehreren Schiffsunglücken zwischen Libyen und Italien sind in der vergangenen Woche insgesamt 880 Flüchtlingen im Mittelmeer ertrunken. Dies gab das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Genf unter Berufung auf Gesprächen mit Überlebenden bekannt.
Obwohl die Zahl der aus Libyen nach Italien übersetzenden Flüchtlinge in diesem Jahr ungefähr gleich hoch wie 2015 ist, sind bereits wesentlich mehr Menschen auf der Überfahrt gestorben. 2016 sei bisher „besonders tödlich“, erklärte UNHCR-Sprecher William Spindler. Seit Jahresbeginn seien rund 2.510 Menschen im Mittelmeer ertrunken, allein 2.119 von ihnen zwischen Libyen und Italien, im Vergleichszeitraum 2015 waren es 1.855.
Damit sei die Route zwischen Nordafrika und Italien „erheblich gefährlicher“ als der Weg über die Ägäis nach Griechenland, so Spindler. In ersterem Fall laufe mittlerweile statistisch jeder 23. Bootsflüchtling Gefahr, ums Leben zu kommen; im Mittelmeer insgesamt gelte dies für einen von 81.
Insgesamt lag die Zahl der Flüchtlinge, die 2016 über das Mittelmeer nach Europa kamen, mit 204.000 wesentlich höher als im Vergleichszeitraum 2015, als es laut UNHCR 92.671 Migranten waren. Der überwiegende Großteil, nämlich drei Viertel von ihnen, kam jedoch in den ersten drei Monaten von der Türkei aus nach Griechenland. Nach Inkrafttreten des EU-Türkei-Deals am 20. März gingen die Ankünfte stark zurück. Im gesamten Mai 2016 setzten nach Angaben der griechischen Behörden lediglich 1.376 Menschen aus der Türkei über.
Das Abkommen zwischen der EU und Ankara sieht vor, dass die Türkei sämtliche über die Ägäis nach Griechenland kommende Migranten wieder zurücknimmt. Im Gegenzug verspricht die EU, syrische Flüchtlinge direkt aus der Türkei aufzunehmen sowie eine Visaliberalisierung für türkische Staatsbürger.
Zuletzt schien der Deal aber immer mehr zu wackeln: Einerseits droht Ankara für den Fall einer nicht erfolgten Visabefreiung, wieder alle Migranten in Richtung EU weiterreisen zu lassen. Andererseits stoppten griechische Gerichte bereits mehrere Rückschiebungen von Flüchtlingen, die in Griechenland um Asyl angesucht hatten, mit der Begründung, die Türkei sei kein sicheres Drittland.
Kamen bis Mitte 2015 noch zahlreich Syrer, Iraker und Afghanen über das Mittelmeer nach Italien, bevor sich diese Flüchtlingsgruppe zunehmend in Richtung der mittlerweile geschlossenen Balkanroute verlagerte, sind es heute fast ausschließlich Schutzsuchende aus Afrika, die den gefährlichen Weg wagen. Wie aus einer Aufstellung des UNHCR hervorgeht machen Menschen aus Nigeria, Gambia, Somalia, Cote d‘Ivoire und Eritrea die größten Gruppen aus.
~ WEB http://www.unhcr.org ~ APA312 2016-05-31/13:50