Kommission befasst sich mit Missbrauchsfällen in Belfaster Waisenhaus
Belfast (APA) - Eine Untersuchungskommission in Nordirland befasst sich ab diesem Dienstag mit Missbrauchsfällen in einem Belfaster Waisenha...
Belfast (APA) - Eine Untersuchungskommission in Nordirland befasst sich ab diesem Dienstag mit Missbrauchsfällen in einem Belfaster Waisenhaus zwischen 1950 und 1980, wie Kathpress berichtet.
In dem Kinderheim „Kincora‘s Boys Home“ sollen in diesem Zeitraum laut Medienberichten vom Dienstag mindestens 29 Buben vom Heimleiter, einem führenden Mitglied des protestantischen Oranier-Ordens, und anderen Angestellten missbraucht worden sein. Drei Mitarbeiter wurden 1981 für Vergehen an elf Buben verurteilt.
In den Anhörungen soll auch Vorwürfen nachgegangen werden, wonach ein britischer Geheimdienst an der Vertuschung des sexuellen Missbrauchs beteiligt war. In den 1970er-Jahren sollen mindestens drei Personen den MI5 informiert haben, dass in Kincora Buben missbraucht würden. Der Geheimdienst habe aber angeblich die polizeilichen Ermittlungen gegen das Heim abgeblockt, da die Beschuldigten für MI5 als Spitzel unter unionistischen Protestanten agierten. Die Unionisten setzten sich teils militant für ein Verbleiben Nordirlands bei Großbritannien ein.
Der Nordirland-Direktor von Amnesty International, Patrick Corrigan, bezeichnete die sogenannte Kincora-Affäre im April 2016 als „eines der verstörendsten Vorkommnisse im Nordirland-Konflikt“. Die Anhörungen der unabhängigen Ermittlungskommission sollen drei bis vier Wochen in Anspruch nehmen.
Die Ermittlungskommission unter der Leitung von Richter Sir Anthony Hart mit Sitz im nordirischen Banbridge wurde 2013 eingesetzt, um Missbrauchsfälle in 22 Waisenhäusern und Kinderheimen sowie anderen Einrichtungen in Nordirland bis ins Jahr 1995 zu untersuchen. Dazu gehören staatlich, kirchlich und ehrenamtlich geführte Institutionen. Laut Schätzungen wird das Untersuchungskomitee mehr als 450 Zeugen anhören, die teilweise aus den USA und Australien angereist sind.